Krebs

7 Tipps für den Kampf gegen Brustkrebs

Dr. Antje Petershagen ist Brustkrebsüberlebene (Diagnose 2012), Psychoonkologin und Fachärztin. Auf ihre bewegende Reise beim Kampf gegen den Brustkrebs und zu sich selbsr, hat sie uns bereits mitgenommen. Hier gibt sie 7 persönliche Tipps, die ihr beim Kampf gegen den Krebs geholfen haben:

Angst ist normal! Sie will uns beschützen, aber ich vergesse nie, dass ich diese Emotion selbst gestalte und daher auch Einfluss auf das Ausmaß habe. Atemtechnik hilft schnell in kritischen Situationen. Wenn ich Zeit habe mir die Angst anzuschauen, dann wechsle ich die Perspektive. Schaue mir die Angst aus der Sicht der Unbeteiligten an. Manchmal mache ich eine Liste wie sich die Angst anfühlt. Und ich überlege mir, wie es mir gehen würde, wenn die Angst nicht da wäre. Was würde ich dann in dem Moment fühlen. Die Angst zu beschreiben, sie mit Adjektiven zu schmücken, lässt die Angst kleiner werden. Die Mediation ist ein kostbares Instrument für mich um mich mit Gott, dem Schöpfer oder welchen Begriff wir auch benutzen wollen, zu verbinden. Ich finde Ruhe, meine Gedanken ziehen vorbei und mit ihnen die Angst, die sich irgendwann auflöst. Ich konnte dies nicht sofort, es hat eine ganze Weile gedauert. Ich besuche gerne Kirchen und setzte mich an einen Ort der Stille und lasse los. Auch hier finde ich Ruhe und Frieden. Wir haben wunderschöne Flüsse an denen ich gerne sitze und meine Gedanken mit der Strömung davon treiben lasse, auch meine Angst treibt dann langsam davon. Aber nicht nur die Oasen der Stille verringern Angst, auch Bewegung und Sport. Schnelles Hochrennen einer steilen Straße mit kleinen Schritten, Rückwärtsgehen, Laufen und Hüpfen in der Natur. Ziemlich einfache Dinge, die mir helfen Gedanken für eine Zeit weiterziehen zu lassen. Oder einfach in den Wald gehen und dort laut schreien. Alles einfach rausschreien, das Negative, die Wut, die Ohnmacht dieser Situation ausgeliefert zu sein. Irgendwie hilft mir Bewegung, die mich an den Rand der Erschöpfung treibt. Das gibt mir das Gefühl stark zu sein, einer Situation nicht hilflos gegenüber zu stehen. Und danach kann ich mich ausruhen und mich auf meinen Atem konzentrieren, dem Einatmen genauso wie dem Ausatmen folgen. Gutes einatmen und Negatives ausatmen.  Das lässt sich prima lernen, geht ganz einfach, wenn man an der Kasse im Supermarkt ansteht; einfach dem Atem folgen. Und wenn man nicht einschlafen kann, kann man das Ausatmen verlängern. Prof. Löw, vom Lehrstuhl für Psychosomatik der Universität Regensburg, hat die 4-7-11 Methode vorgestellt. Hier atmet man 4 Sekunden ein und 7 Sekunden aus und übt das 11 Minuten lang. Wer Yoga praktiziert kennt Pranayama Übungen oder meditiert vielleicht. Es gibt so viele Methoden, die einem Freude und kurze Momente der Gedankenlosigkeit schenken können. Wenn das Chaos der Gedanken dann mal gestoppt ist, dann kommt auch mehr Klarheit zurück.

Es gibt Unterstützung! Sozialberatung, diese kann man schon während der stationären Therapie in Anspruch nehmen, hier wird schon früh über Möglichkeiten wie Anschlussheilbehandlung, Rehabilitation oder Schwerbehindertenausweis hingewiesen. Bei den Krankenkassen kann man sich über eine Haushaltshilfe erkundigen. Wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, können Kinder auch mit in eine Reha-Einrichtung genommen werden. Die Deutsche Krebsgesellschaft bietet weitreichende Beratung zur Krankheit an sich und den damit verbundenen Problemen. Sie unterstützt finanziell aus einem Nothilfefonds, wenn nötig, kümmert sich um die Betreuung von Kindern krebskranker Elternteile, sie bietet Informationen zu den gültigen Leitlinien und informiert über die klinische Forschung, Zertifizierungen, die Gesundheitspolitik und vieles mehr. Die psychoonkologische Betreuung ist ein Teil des Behandlungskonzepts. Auch ortsansässige Selbsthilfegruppen können viel Informationen anbieten. Mamazone e.V. bietet eine Plattform zur Information und Diskussion über das Thema Brustkrebs. In diesem Zusammenhand möchte ich aber auch Aktion Pink Deutschland e.V. den Verein Kompetenz gegen Brustkrebs sowie Brustkrebs Deutschland e.V. nennen. Es gibt noch eine große Anzahl weiterer Vereine und die hier getroffene Auswahl erfolgte unabhängig und spontan.

Die Überlebensrate bei Brustkrebs ist sehr davon abhängig in welchem Stadium der Krebs entdeckt wird und wie aggressiv er ist. Handelt es sich um einen lokalen Tumor so können circa 90 Prozent der erkrankten Frauen geheilt werden. Wenn der Krebs bereits gestreut hat, ist eine Heilung schwieriger. Mit Hirnmetastasen ist die Lebenserwartung kürzer, mit Knochenmetastasen länger. Es gibt die interdisziplinäre S3 Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Brustkrebses; sie hilft den Erkrankungsverlauf einzuschätzen und die Therapie festzulegen.

Die Tyrannei des positiven Denkens, ich weiß nicht mehr wo ich diesen Begriff gelesen habe, doch er war sehr befreiend für mich. Ich weiß nicht einmal, ob er meinen Gedanken über das „Muss“ beinhaltet, damals war mir das egal. Als ich diese Zeilen las, ging es mir einfach besser. Denn es ist einfach unmöglich, immer positiv zu denken – und noch unmöglicher mit Brustkrebs. Das ist einfach nicht das Leben.  Fazit: Ich fand es einfach befreiend, dass ich nicht mantraartig, positiv denken musste.

Zusammenhalt und Verbundenheit. Ob in einer Zimmergemeinschaft im Krankenhaus, in der Familie, im Freundeskreis, in der Partnerschaft. Sich gegenseitig Freiräume schenken, wenn der andere es braucht, auch mal gemeinsam lachen oder zusammen weinen. Das sind wichtige Aspekte, die uns helfen durch diese Zeit zu kommen. Gerade unter Betroffenen sollte es immer dieses WIR-Gefühl geben. Aus diesem Grund kann ich nur noch einmal raten, sich an Selbsthilfeorganisationen oder  Psychoonkolog:innen zu wenden. Gemeinsam sind wir stark.

Bewegung-Sport-Schönes erleben Brustkrebs und dessen Therapie bedeutet nicht, dass wir uns nicht mehr bewegen können oder dürfen. Es gibt viele Bewegungs- und Sportarten, immer in Absprache mit dem Behandlerteam, die wir ausüben können. Eine Zeit lang, bin ich mit einer Patientin, die in Chemotherapie war, gejoggt. Für sie war jeder Meter ein Sieg und ich habe sie wirklich bewundert. Ihr Ehemann war großartig, er hat stets mit einem kleinen Picknickkorb am Wegesrand gestanden, uns angefeuert und später zum Picknick eingeladen. Also nicht einrosten, sondern irgendeine From der Bewegung finden, die gefällt. Auf einem Krankenhausflur habe ich eine Mitpatientin getroffen; sie war tief bedrückt, da sie Sport machen solle, aber Sport hasse. Wir haben gemeinsam überlegt, was ihr gefallen könnte und sie entdeckte die Liebe zum Tanzen. Sie hat Tanzen nie unter Sport gesehen, aber es ist auf jeden Fall Bewegung und für manchen Sport. Sport verbindet, macht den Kopf frei und fördert unseren Heilungsprozess.

Finde eine Oase der Ruhe – einen Ort der dich beseelt in all der Hektik des Krankenhausalltags und auch für die Zeit danach. Verbringe Zeit in der Natur, genieße die Schönheit, aber auch die immense Energie, die im Wald herrscht. Es gibt das sogenannte Waldbaden oder auch Shinrin Yoku genannt, dass sich die Kraft des Waldes zu Nutze macht.

Die bewegende Geschichte von Dr. Antje Petershagen
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