Krebs

„Der Krebs wird sich an mir die Zähne ausbeißen“

Hans Jürgen

Im Jahr 2018 diagnostizierten die Ärzte bei der Hans-Jürgen F. Lungenkrebs und ein Jahr später einen Hirntumor. Er hat sechs schwere Operationen überstanden, drei davon lebensgefährlich, und jahrelange Therapien. Er hat nie aufgegeben. „Ich bin heute gesund“, sagt er. Geholfen haben ihm auch Humor, Kampfeswille und der feste Glaube an eine Genesung.

Ich bin nicht krank, ich habe nur Krebs.

Erinnern Sie sich noch, wie Sie auf Ihre Krebsdiagnose reagiert haben?

Der Arzt sagte mir 2018 nach den Untersuchungen in der Praxis: „Reden wir nicht lange drumherum – Sie haben Krebs.“ Da fing mein Kinn an zu zittern und ich habe geweint. Auf dem Weg nach Hause rief ich meine Frau an und sie fragte: „Hat er wirklich das K-Wort benutzt?“ Ich hatte von Anfang an die Grundeinstellung, dass sich der Krebs an mir die Zähne ausbeißen wird. Andere haben diese Krankheit überlebt. Das werde ich auch. Wichtig war mir, nicht dauernd in Ängsten zu versinken. Der Krebs sollte nicht mein Leben bestimmen. Mein Motto war: Ich bin nicht krank, ich habe nur Krebs. Dennoch habe ich natürlich während der Therapien so manches Mal ins Kissen geweint und mich gefragt, warum das alles sein muss. Gerade bei der Gehirn-OP hatte ich Angst. Ich fing an, Sachen zu verschenken und zusammen mit meinem Mann eine Patientenverfügung zu verfassen.

Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen?

Schon während der Krankheit haben meine Frau und ich Scherze gemacht, zum Beispiel dass wir keinen Krebs, sondern eigentlich Flusskrebs bestellt hätten. Ich habe nie aufgehört zu lachen und versucht mein Leben bestmöglich zu genießen – das hat mit sehr geholfen.

Der Krebs hat mein Leben nicht beherrscht und er soll und wird es nicht beherrschen.

Wie geht es Ihnen heute?

Seit Sommer 2020 ist sozusagen „Ruhe im Karton“. Es wurden keine Metastasen mehr entdeckt und ich hoffe, das bleibt auch so. Ich denke morgens nicht daran, dass ich Krebs habe. Im Gegenteil: In meinen Gedanken, in meinem Fühlen und Denken bin ich gesund. Dass ich krank bin, wird mir nur klar, wenn ich Atemnot bekomme, wenn ich zu schwach bin, wenn ich nicht mit den anderen Menschen mithalten kann, weil mir nach den Operationen ja die halbe Lunge fehlt. In Momenten, in denen ich aus den Medien von Menschen erfahre, die an Krebs gestorben sind, halte ich natürlich die Luft an. Plötzlich steht die Frage im Raum: Wann trifft es mich? Aber dann atme ich wieder aus und lebe weiter und freue mich am Leben. Der Krebs hat mein Leben nicht beherrscht und er soll und wird es nicht beherrschen.

Was empfehlen Sie Menschen, die nicht über Ihre Kämpfernatur verfügen?

Dann wollen sie vielleicht für ihre Familie weiterleben – und schöpfen daraus ihre Kraft. Ich habe jüngst wieder mit meinen Ärzten gesprochen. Die Professoren meinten, wenn ich nicht so optimistisch gewesen wäre, die Krankheit zu überstehen, wäre ich nicht mehr am Leben. Sie sagen, dass diese positive Einstellung mindestens 50 Prozent ausmache.

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