Magen-Darm-Beschwerden

„Das Leben ist mit Stoma nicht vorbei“

Joachim Meissner

Joachim Meißner ist 54 Jahre alt, wirkt fit und agil und ist seit vielen Jahren Stomaträger. Nach langer Krankheit und etlichen Darmoperationen wurde ihm vor 31 Jahren ein künstlicher Darmausgang, Stoma genannt, gelegt. Das Wort Stoma kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Mund“, beziehungsweise „Öffnung“. Durch eine künstlich geschaffene Öffnung in der Bauchdecke wird der Darm oder ein Abschnitt der Harnwege nach außen abgeleitet. Die austretenden Darmausscheidungen oder der Harn müssen dann mit Hilfe spezieller Beutelsysteme aufgefangen werden. Es gibt drei Stomaarten, die sogenannte Colostomie, der Dickdarmausgang, der Dünndarmausgang, Ileostomie genannt und die Urostomie, bei der Harn abgeleitet wird.

Scham beherrschte den Alltag

Nach der entscheidenden Operation, bei der ihm das permanente Stoma gelegt wurde, war Meißner zunächst wie paralysiert. Scham und Angst, etwa vor unangenehmen Gerüchen oder einem platzenden Beutel, beherrschten seinen Alltag. „Niemand hatte mich auf die Folgen dieser OP und das Leben mit einem Stoma vorbereitet,“ erzählt er. „Es gab keinerlei Informationen, keinen, den ich fragen konnte, ein künstlicher Darmausgang war wie ein Tabu.“ Joachim Meißner litt stark unter der Situation und suchte fast 2 Jahre lang nach Hilfe. „Ich fand einfach nicht die passende Stomaversorgung,“ berichtet der ehemalige Krankenpfleger. Erst durch einen Zufall bekam er im Urlaub seine erste brauchbare Stomaversorgung. „Der Apotheker, der mich beriet, war sehr kompetent und nahm mir damit meine Angst.“

Es gab keinerlei Informationen, keinen, den ich fragen konnte, ein künstlicher Darmausgang war wie ein Tabu.

Dauerhaft mit Stoma leben Etwa 100 000 Menschen in Deutschland müssen mit einem Stoma leben, manche von ihnen nur für drei oder vier Monate, viele jedoch für immer. Der künstliche Darmausgang ist oft die Folge von schweren Erkrankungen wie Darmkrebs, Morbus Crohn, Divertikulitis oder Colitis ulcerosa. Auch Funktionsstörungen der betroffenen Organe sowie Verletzungen oder Fehlbildungen können ein Stoma erforderlich machen. Bei manchen angeborenen Fehlbildungen ist die Stomaanlage sogar lebensnotwendig.

Ein schönes Leben mit Stoma führen

„Wer so schnell wie möglich lernt, sich nach einer Stoma-OP selbst zu versorgen, für den ist alles möglich“, schildert Meißner. Zur Selbstversorgung gehört in erster Linie das Wechseln des Beutels sowie die Behandlung der Haut um das Stoma. „Viele Betroffene scheuen zunächst vor der Versorgung des Stoma zurück. Anfangs kann das in der Tat auch etwas schmerzhaft sein, das ist ähnlich wie Pflaster abreißen. Man wird aber schnell resistent dagegen“, schildert Meißner. Nicht unüblich sind Hautirritationen, aus denen sich schmerzhafte Wunden entwickeln, die schlecht verheilen und permanente Schmerzen mit sich bringen. Auch Retraktionen gehören zu den Problemen, mit denen Stomapatienten zu kämpfen haben. Bei einer Retraktion kann sich das Stoma nach innen ziehen, etwa weil der Betroffene ein wenig zugenommen hat oder wie oft bei Kleinkindern der Fall, der Bauchinnendruck steigt. In einem solchen Fall muss die Stomaversorgung neu angepasst werden. Die Angst vor einer solchen Komplikation sollte jedoch kein Grund sein, sich zurückzuziehen. Hilfe bei Fragen oder Problemen gibt es in Sanitätshäusern, Apotheken, Kliniken und bei Selbsthilfegruppen. Joachim Meißner rät Betroffenen nach einer Operation so schnell wie möglich wieder aktiv am Leben teil zu nehmen. „Das Leben mit einem Stoma ist nicht vorbei. Außer Drachenfliegen und Fallschirmspringen ist alles möglich. Ich selbst gehe ins Fitness Studio und übe mich in Nordic Walking.“

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