BZgA, DAS und DAH starten anlässlich des Welt-Aids-Tages gemeinsame Kampagne gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV-Infektion
Menschen mit HIV können bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie leben wie alle anderen. Sie haben dementsprechend auch die gleichen Alltagsprobleme. Mit dieser Botschaft startet heute die Gemeinschaftskampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) und der Deutschen Aidshilfe (DAH). Anlass ist der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Die Kampagne soll der Diskriminierung von HIV-positiven Menschen entgegenwirken.
Fortschritte in der HIV-Therapie
Bis Mitte der 1990er-Jahre führte eine HIV-Infektion meist zur tödlichen Erkrankung Aids, da es keine dauerhaft wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gab. Heute stoppen gut verträgliche HIV-Medikamente die Vermehrung des Virus im Körper. Zudem ist HIV unter Therapie auch beim Sex nicht mehr übertragbar. Menschen mit HIV können Kinder zur Welt bringen, ohne dass es zu einer Übertragung kommt. Dementsprechend muss eine chronische HIV-Infektion die Lebensqualität nicht mehr beeinträchtigen – in keinem Lebensbereich.
Das Leben mit HIV sieht heute tatsächlich anders aus, als viele Menschen denken: HIV steht nicht mehr im Vordergrund. Das zeigt die Gemeinschaftskampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ anhand von Alltagsproblemen und einem Augenzwinkern: Visagist Ahmed leidet im Job unter verspäteten Zügen. Nicole hat Prüfungsstress an der Universität. Rentnerin Hildegard bekommt vom Altern graue Haare. Der junge Altenpfleger Dejan quält sich beim Aufstehen vor der Frühschicht. Und bei Johanna, HIV-positiv, und Simon, HIV-negativ, steht nur die Hausarbeit der glücklichen Zweisamkeit entgegen. Kampagnen-Protagonistin Hildegard, 74 Jahre alt, bringt es auf den Punkt: „Ich möchte, dass die Leute endlich begreifen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Ich lebe wegen HIV nicht schlechter als andere in meinem Alter.“
Die Kampagne transportiert ihre Botschaft sowohl über Informationsmaterialien wie Plakate, Leporellos und Postkarten sowie online, etwa über die sozialen Medien.
Fast alle erleben Diskriminierung
Im Jahr 2020 gaben bei einer Online-Befragung der Studie „positive stimmen“ 90 Prozent der Befragten an, sie würden gut mit ihrer HIV-Infektion leben. Drei Viertel fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt. 95 Prozent berichteten jedoch von mindestens einer diskriminierenden Erfahrung in den letzten zwölf Monaten aufgrund von HIV. 52 Prozent gaben an, durch Vorurteile bezüglich der HIV-Infektion in ihrem Leben beeinträchtigt zu sein.
Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Der Welt-Aids-Tag ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven Menschen und des Gedenkens an die Menschen, die an Folgen von HIV/Aids verstorben sind. Wir zitieren Menschen, die dazu etwas zu sagen haben und informieren, worauf es ankommt.
Wir alle sind aufgerufen uns gegen Diskriminierung und Stigmatisierung einzusetzen und für den Zugang aller Menschen zu medizinischer Versorgung einzutreten – in Deutschland und weltweit. Rund 10 Millionen Menschen weltweit erhalten noch keine Therapie. Stigma ist das größte Hindernis für HIV-Prävention, HIV-Tests und ein gutes Leben mit HIV.
Das sagen Menschen mit HIV selbst
„Meine Botschaft zum Welt-Aids-Tag ist: Wir müssen mehr über das Thema HIV reden. Denn nur gemeinsam können wir Stigmata beenden.“ Ahmed, 33, Stuttgart, Hair-and-Make-up-Artist
„Die Menschen müssen verstehen, dass HIV nicht mehr das ist, was es mal vor 20 Jahren war. Ich wünsche mir für jeden Menschen eine stigmafreie Umgebung.“ Amon, 23, Berlin, Pharmazeut und Künstler
„Wir brauchen viel mehr Offenheit in unserer Gesellschaft. Das kann gerne schon im Kindergarten anfangen, dass die Kinder schon ohne Vorurteile aufwachsen. Ich möchte, dass die Leute endlich begreifen, dass von uns keine Gefahr ausgeht.“ Hildegard, 74, Lübeck
„Der Welt-Aids-Tag zeigt mir jedes Jahr wieder, wie wahnsinnig wichtig es ist, offen mit der eigenen HIV-Infektion umzugehen, um auch anderen Menschen zu zeigen, dass das möglich ist.“ Johanna, 31, Bielefeld, Sozialarbeiterin
„Ich wünsche mir, dass der Welt-Aids-Tag überall auf der Welt eine so große Bedeutung bekommt wie hier in Deutschland.“ Nicole, 30, Soziologie-Studentin
Die zitierten Personen sind Protagonist*innen der gemeinsamen Welt-Aids-Tags-Kampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe.