Kopf & Psyche

„Wenn uns die Trauer überwältigt, schauen wir zu den Sternen“

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Heute ist der Tag der Sternenkinder. Ein Gedenktag für Kinder, die während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Mia ist eines von ihnen. Ihre Mama Jasmin hat für uns die Geschichte von Mia aufgeschrieben.

Mein Mann Matthias und ich waren frisch verheiratet und wünschten uns sehr ein Kind. Das war Ende 2020. Es klappte beim ersten Versuch und wir waren überglücklich. Alles lief problemlos und mein Mann und ich schwebten auf der Babywolke 7. In der 14. Schwangerschaftswoche erfuhren wir, dass wir ein Mädchen bekommen würden. Schnell war klar, dass ihr Name Mia ist.

Ein rosa Kinderzimmer für Mia

Mein Mann strich das Kinderzimmer rosa und wir bemalten zusammen die Wände mit weißen Schmetterlingen. Wir freuten uns so sehr auf unser kleines Mädchen und konnten es kaum abwarten sie kennenzulernen.

Ein Ultraschallbild von Mia.

Als mir der Boden unten den Füßen wegerissen wurde

Es war die 22. Schwangerschaftswoche und ich hatte einen ganz normalen Kontrolltermin beim Frauenarzt. Matthias und ich gingen zusammen hin, wie eigentlich immer. Die Ärztin machte die Untersuchungen und ich sah ihr an, dass etwas nicht stimmte. Traurig erklärte sie uns, dass es Auffälligkeiten gibt: Der Kopf unserer Mia war zu klein. Eine Feindiagnostik sowie eine Fruchtwasseruntersuchung folgten. Unsere schlimmsten Befürchtungen wurden war: Mia hatte Trisomie 22 – sie würde sterben, im Mutterleib oder kurz nach der Geburt. Als ich die Diagnose erhielt, brach eine Welt für mich zusammen. Ein Mantel der Traurigkeit legte sich um mich. Auch Matthias verkraftete das sehr schwer. Wir brauchten mehrere Wochen, um überhaupt wieder einigermaßen zu funktionieren.

Der Weg bis zur Geburt

Meine Frauenärztin sprach uns beim nächsten Termin auf die Geburt an und wie wir uns den Abschied von Mia wünschen. Ihr war es wichtig, dass wir bestimmen, wie wir uns die letzten Wochen vor der Geburt mit unserem Kind wünschen. Natürlich änderte das nichts an der Situation, gab uns aber dennoch ein gutes Gefühl. Matthias und ich suchten nach einer Klinik in der Nähe, die sich mit Geburten von Sternenkindern auskennen und wurden fündig. Zusammen mit dem Arzt und Hebamme erstellten wir einen Plan für den Tag X, der am 23. Mai 2021 gekommen war. Durch die Vorbereitung war ich an diesem Tag ungewöhnlich ruhig. Mein Mann und ich frühstückten in aller Ruhe, bevor wir mittags in die Klinik fuhren. Den ganzen Morgen über bewegte sich Mia sehr viel in meinem Bauch, als wollte sie uns zeigen, dass sie bereit ist. Mittags wurden die Maßnahmen eingeleitet. Die Wehen ließen auf sich warten. Morgens, am 24. Mai setzten sie dann ein. Mittags starb unser kleines Mädchen bei der Geburt. Die Ärzte legten sie mir auf die Brust und ich verliebte mich sofort. Sie war perfekt und einfach wunderschön. Matthias und ich verbrachten den Rest des Tages mit unserer Tochter, hielten sie im Arm und verabschiedeten uns in aller Ruhe. Das war sehr wichtig für uns.

Die Beerdigung und die Zeit danach

Am 28. Mai fand Mias Beerdigung im Friedwald statt. Es war ein schöner Frühlingstag. Die Sonne schien, als unser kleines Mädchen seine letzte Reise antrat. Seitdem gibt es gute und schlechte Tage. Wir denken sehr oft an Mia. Wenn uns die Trauer überwältigt, hilft uns ein Blick zu den Sternen. Natürlich fragen wir uns oft, warum es gerade uns getroffen hat, doch wenn man genauer hinschaut, erleiden so viele Familien unser oder ein ähnliches Schicksal. Leider wird nach wie vor viel zu wenig darüber gesprochen. Ich wünsche mir sehr, dass sich das ändert und Sternenkinder wie unsere Mia kein Tabu mehr sind.

 

 

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