Tobias Busch ist einer der stillen Helden des Ehrenamts. Der damals 20-Jährige studiert Medizin und engagiert sich in seiner Freizeit für die DLRG. Im Sommer 2024 unterstützte er für zwei Wochen den Zentralen Wasserrettungsdienst Küste an der Ostsee. An der Seebrücke von Binz kam es zu einem dramatischen Einsatz. Als ein Badegast im flachen Wasser zusammenbrach und einen Herzinfarkt erlitt, reagierte Tobias, ohne zu zögern. Mit seinem medizinischen Wissen und einem automatisierten externen Defibrillator (AED) brachte er den Mann zurück ins Leben.
Der Medizinstudent aus dem Berliner Umland hatte gerade seine Ausbildung zum Rettungssanitäter abgeschlossen, als ihn ein befreundeter Rettungsschwimmer motivierte, im ZWRD-K mitzuarbeiten. Das Rettungsschwimmabzeichen Silber absolvierte Tobias noch im selben Sommer – mit seinem medizinischen Wissen war er bestens vorbereitet. Sein Einsatz zeigt, wie wichtig freiwilliges Engagement im Wasserrettungsdienst ist: Menschen, die in ihrer Freizeit Verantwortung übernehmen und bereit sind, im Ernstfall zu handeln.
Sekunden entscheiden
Am 12. August kam es am Binzer Strand zum Ernstfall. Tobias war gemeinsam mit drei weiteren Rettungsschwimmern auf einem der sieben DLRG-Türme im Einsatz. „Plötzlich ist ein aufgebrachter Badegast auf uns zu gerannt und hat gerufen, dass jemand einen Herzinfarkt erlitten hat“, berichtet der Medizinstudent. „Ich habe mir sofort die Sauerstoffflasche, den AED sowie den Notfallrucksack geschnappt und bin mit einem Kameraden losgelaufen. Die anderen beiden haben einen Funkspruch abgesetzt und weitere Einsatzkräfte mobilisiert – darunter ein Team, das sich mit dem Rettungsboot auf dem Meer befand.“
Als Tobias den bewusstlosen Mann erreichte, leistete dessen Angehörige bereits Herzdruckmassage. Der Patient war im knietiefen Wasser zusammengebrochen, Badegäste hatten ihn an den Strand gezogen. „Hätte die Laienreanimation noch nicht stattgefunden, hätte ich zuerst eine Bewusstseinskontrolle durchführen müssen“, erklärt Tobias. „Da offensichtlich keine Atmung vorhanden war, habe ich sofort den AED rausgeholt und angefangen, die Elektroden am Oberkörper anzubringen, während die Angehörige die Reanimation fortsetzte.“
Der AED empfahl den Schock. Tobias forderte die Umstehenden auf, zurückzutreten. „Nach dem ersten Schock hat sich der Mann schon wieder bewegt. Dass eine Person so schnell wieder zu Bewusstsein kommt, passiert selten. Insgesamt hat die Reanimation nicht länger als sieben Minuten gedauert. Ohne den schnellen Schock hätte die Situation anders ausgehen können.“
Vom Retter zum DLRG-Mitglied
Kurz darauf trafen weitere DLRG-Kameraden ein, darunter ein Team vom Rettungsboot, das die Sauerstoffversorgung übernahm. Erst danach erreichte der Rettungswagen den Einsatzort. „Obwohl sich in der Nähe eine Rettungswache befindet, hat der Rettungswagen aufgrund der überfüllten Promenade den Einsatzort erst mit einer gewissen Verzögerung erreicht. Umso entscheidender war unser schnelles Handeln“, betont Tobias. Helfer von DLRG und Feuerwehr sperrten den Strand ab, um Platz für den Rettungshubschrauber zu schaffen.
„Während der gesamten Einsatzdauer stand ich stark unter Strom“, erinnert sich der ausgebildete Rettungssanitäter. „Ich habe versucht, alles abzurufen, was ich gelernt habe, und dann einfach nur noch funktioniert. Erst am Abend habe ich das Geschehen realisiert.“ Besonders bewegt hat ihn die Reaktion der Badegäste: „Als wir nach dem Einsatz zurück zum Turm gegangen sind, haben uns mehrere Badegäste applaudiert. Über diese kollektive Anerkennung habe ich mich besonders gefreut.“
Im vergangenen Jahr sorgten bundesweit 54.802 Rettungsschwimmer an bewachten Badestellen für Sicherheit im Wasser. Sie retteten 1.446 Menschenleben. Bei 239 von 339 Wiederbelebungen kam ein AED zum Einsatz.
Der Einsatz am Strand von Binz war für Tobias ein Schlüsselerlebnis. Nach dem Sommer trat er der DLRG bei. „Das einschneidende Erlebnis hat mich dazu bewogen, noch mehr Einsatz für andere Menschen zu zeigen.“ Heute ist er Mitglied im Ortsverband Hennickendorf nahe Berlin und engagiert sich dort im Katastrophenschutz.
Der Artikel ist in Zusammenarbeit
mit dem DLRG entstanden.












