Digitale Hilfe für Brustkrebspatientinnen
Prof. Dr. Pia Wülfing hat die Onkologie im größten deutschen Brustzentrum in Hamburg geleitet. Dann hat sie PINK! gegründet. Im Interview spricht sie über ihre Intention dahinter und erklärt, wie die App auf Rezept Patientinnen hilft.
Wie ist die Idee zu PINK! entstanden? Woher kommt Ihr persönliches Engagement?
Ich habe PINK! gegründet, um Brustkrebspatientinnen und ihre Angehörigen in der schweren Zeit während und nach der Therapie zu unterstützen. Die Idee ist aus meiner klinischen Erfahrung heraus entstanden. Ich habe als Gynäkologin und Brustkrebsspezialistin 20 Jahre lang in zwei großen Brustzentren Patientinnen onkologisch betreut und immer zu wenig Zeit gehabt, alle Fragen zu beantworten. Und die Not der Patientinnen erlebt, die in dieser kritischen Situation ausführliche und verständliche Informationen brauchen, um wieder „Boden unter den Füßen“ zurückzuerlangen.
Wir bei PINK! möchten Betroffenen dabei helfen, selbst aktiv gegen Brustkrebs zu werden. Wir wollen die Patientensouveränität stärken und die Patientinnen gezielt coachen, sich gesünder zu verhalten. So können Patientinnen auch besser mit ihren Therapien leben und besser mit ihren Nebenwirkungen umgehen. Und wir hoffen, so auch Krankheitsverläufe positiv beeinflussen zu können.
Was genau hat es mit digitalen Gesundheitsanwendungen, kurz DiGAs,
auf Kassenkosten auf sich?
DiGAs sind Gesundheits-Apps auf Rezept, die dabei helfen, eine Krankheit zu erkennen, Patienten während der Behandlung zu begleiten und dadurch den Behandlungserfolg zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Darunter versteht man CE-zertifizierte Medizinprodukte, die auf digitalen Technologien basieren und erfolgreich vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft wurden. Der Zulassungsprozess ist dem bei einem neuen Medikament sehr ähnlich. Besonders wichtig ist, dass man den medizinischen Nutzen wissenschaftlich in Studien beweisen und höchste Datensicherheit und Schutz der sensiblen Patientendaten nachweisen muss. Wenn diese und viele weitere Kriterien erfüllt sind und man als DiGA gelistet wird, kann die App von allen Ärzten und Psychotherapeuten budgetneutral per Rezept verordnet werden. Und Patienten bekommen sie dann vollumfänglich von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Die Benutzung einer DiGA ersetzt natürlich keinen Arztbesuch oder die Einnahme eines Arzneimittels. Sie kann aber eine sinnvolle Ergänzung und Unterstützung darstellen.
Was bietet der PINK! Coach den Patientinnen?
Die App begleitet als „digitaler Coach“ die Patientinnen während der Therapie und in der Nachsorge und motiviert sie Tag für Tag mit personalisierten Zielen, gesund zu essen, sich zu bewegen und achtsam zu sein. Viele Patientinnen sind unsicher, ob sie selbst genug tun. Durch ein individuell tagtäglich zusammengestelltes Programm, das man „abarbeiten“ kann, wird vorgegeben, zum Beispiel welche Kombination aus Dehn- und Kraftübungen und Ausdauersport sinnvoll ist, welche Lebensmittel wie verarbeitet gesund sind, was man selbst tun oder besser lassen sollte. Außerdem bietet die App eine große Infothek mit wissenschaftlich fundierten Texten und Videos von unseren Experten aus den Bereichen Ernährung, Bewegung und Meditation. Die App ist ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt und DiGA. Ihre klinische Wirksamkeit wurde in einer Studie an der LMU München bestätigt.
Wie kommen Patientinnen an die App auf Rezept?
Über alle Ärzte und Psychotherapeuten, ob sie niedergelassen oder in einer Klinik oder Ambulanz tätig sind. In Kliniken muss die Verordnung über das sogenannte „Entlassmanagement“ erfolgen. Als Patientin erhält man also ein rosa Kassenrezept für PINK! Coach, auf dem drei Angaben stehen sollten: 1) DiGA, 2) PINK! Coach, 3) PZN 18206191. Dann reicht die Patientin dieses Rezept bei der Krankenkasse ein und erhält innerhalb weniger Tage einen Freischaltcode von der Kasse. Nachdem man die App PINK! Coach im App Store oder Google Play Store auf sein Smartphone geladen hat, muss man diesen Freischaltcode in der App eingeben, um diese nutzen zu können.
Weitere Informationen: www.pink-brustkrebs.de
Ein Gastbeitrag von Pink!