*Neurologische Erkrankungen

„Es war nicht nur ein Zittern“

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Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung – gleich nach der Alzheimer-Krankheit. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland mindestens 200.000 Betroffene, mit wachsender Tendenz. Die häufigsten und bekanntesten Symptome der Parkinson-Krankheit sind Zittern, auch Tremor genannt, sowie verlangsamte und verminderte Bewegungen. Die Frühphase der Erkrankung unterscheidet sich von dem bekannteren Krankheitsbild im späteren Stadium: Als frühe Krankheitsanzeichen können Depressionen, Schlafstörungen, Verstopfung, Störungen des Geruchssinns, eine leisere, monotone Stimme oder das fehlende Mitschwingen eines Armes beim Gehen auftreten. Erst mit der Zeit werden die klassischen Hauptsymptome deutlicher. Die große Mehrzahl der Betroffenen ist mindestens 60 Jahre alt. Allerdings: Zehn Prozent aller Parkinson-Patienten erkranken schon vor dem 50. Lebensjahr. Wie Britta Schmidt. Die ersten Anzeichen hatte sie bereits mit 39 Jahren.

Frau Schmidt, wie hat sich die Erkrankung bemerkbar gemacht?

Daran kann ich mich noch genau erinnern. Ich saß in einem Meeting, es gab eine hitzige Diskussion, und plötzlich fingen meine Hände an zu zittern. Meine Kollegen schauten mich verdutzt an, sagten aber nichts. Ich hatte die Nächte davor nicht gut geschlafen und schob das Zittern auf die Meetingsituation und das Schlafdefizit. Das Zittern verschwand dann auch wieder. Im Nachhinein weiß ich, dass das die ersten Anzeichen für Parkinson waren. Damals war ich 39 Jahre alt.

Wie ging es weiter?

Sechs Jahre später durchlebte ich eine sehr schwierige Lebensphase, und das Zittern kam zurück. Ich schob das auf meine Psyche und hoffte, dass es wieder weggehen würde, wenn ich zur Ruhe komme. 

Doch dem war nicht so?

Leider nein. Sobald ich etwas unter Druck stand, fingen meine Hände an zu zittern.Teaser Hörmagazin

Wann erhielten Sie die Diagnose?

Erst zehn Jahre nach meinen ersten Anzeichen. Eine Bekannte von mir hatte den Verdacht und schickte mich zu einem Experten, der in der Ambulanz für Bewegungsstörungen am Uniklinikum arbeitete. Ich wollte dort erst gar nicht hingehen, weil ich mir sicher war, dass ich so etwas nicht haben kann. Ich dachte, nur ältere Menschen können Parkinson bekommen. Auf Drängen meines Mannes bin ich dann aber doch zu dem Experten gefahren, Nach mehreren Untersuchungen stand fest, dass ich Parkinson habe.

Anfangs konnte ich damit überhaupt nicht umgehen. Immer wieder hatte ich Bilder von bekannten Persönlichkeiten im Kopf, die zitternd auf der Bühne stehen. Ich habe mich dann sehr intensiv mit der Erkrankung auseinandergesetzt, Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen gelesen und Dokumentationen angeschaut. Doch die Angst blieb.

Wie geht es Ihnen heute?

Parkinson ist eine sehr unangenehme Krankheit mit vielfältigen Beschwerden. Der Umgang mit den physischen und psychischen Symptomen stellt mich täglich vor neue Herausforderungen. Hinzu kommt, dass ich oft Probleme beim Laufen habe und oft Stürze – das belastet mich sehr. Doch ich versuche, so selbstständig wie möglich zu sein. Und in meiner Familie reden wir viel miteinander: Wenn es mir nicht so gut geht, dann sage ich das und alle wissen Bescheid. Noch gibt es aber mehr gute als schlechte Tage.

Das Interview führte Emma Howe

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