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Feed KrebsEine Krebserkrankung verändert das Leben – für Betroffene ebenso wie für Angehörige und Begleiter. Sie fordert Mut, Kraft und Zusammenhalt. Fünf starke Kämpferinnen und Kämpfer erzählen nachfolgend über ihren Kampf gegen den Krebs.

1Konrad Swinarski, 73, war fast sieben Jahrzehnte lang kerngesund. „Ich dachte immer: Es wäre komisch, gesund zu sterben“, erzählt der Jurist mit einem Augenzwinkern. Doch im April 2021 kam die Diagnose: Lymphom im vierten Stadium. Acht Jahre zuvor hatte er bereits Hautkrebs, der für ihn wie eine „Schönheits-OP“ wirkte. Diesmal war es anders. Erste Symptome bemerkte er nicht, bis ihn ein Freund darauf hinwies. Kurz darauf fand Swinarski zuhause eine geschwollene Mandel – und die Entlassung aus der Klinik wurde zur Diagnose Krebs. Es folgten 16 Chemotherapien. „Ich habe nie nachgefragt, was genau gemacht wird, ich vertraute den Ärzten“, sagt er. Der Erfolg war zunächst groß: Der Krebs war weg. Doch anderthalb Jahre später kehrte er zurück. „Ich war sauer auf mich“, gibt er zu. „Ich hatte Zeit, Dinge zu erledigen, und habe sie nicht genutzt.“ Heute hadert Swinarski nicht. „Das Leben ist wie Poker: Die Karten bekommst du, aber wie du sie spielst, liegt an dir.“ Schwächer fühlt er sich körperlich, aber geistig schneller denn je. Zufriedenheit prägt seine Haltung: „Ich war immer mit meinen Karten im Leben zufrieden.“

2Hubert Harbacher, 65, erhielt im März 2018 die Diagnose metastasierter Prostatakrebs. „Alle Fixpunkte meines Lebens waren weg“, erinnert er sich. Halt fand er nur bei seiner Frau Doris: „Ihre Stärke und Ruhe haben meinen Lebensmut zurückgebracht.“ Nach einem Asienurlaub 2018 litt er unter unklaren Beschwerden. Als plötzlich heftige Rückenschmerzen auftraten, begann eine monatelange Odyssee. Schließlich ergab ein MRT: Metastasen im gesamten Skelett. Der PSA-Wert von 184 bestätigte den Ursprung in der Prostata. Die Behandlung begann sofort: Alle drei Monate erhält er Spritzen, täglich ein Medikament, um das Wachstum der Metastasen zu stoppen. Die Aktivität des Krebses ging schnell auf Null und blieb dort. Doch der Weg war hart. Hubert kämpfte mit Depressionen und Gedanken an den Tod. „Heute fühle ich mich besser denn je“, sagt er. Seine Beziehung zu Doris sei intensiver geworden: „Unsere Liebe hat sich verfestigt, weg vom Körperlichen.“ Doris lächelt: „Das Wichtigste ist, dass er da ist.“ Gemeinsam erleben sie Glücksmomente – wie das Radfahren: „Manchmal fehlen mir die Worte vor Glück.“

3Kerstin Haake, heute 44, erfuhr Ende 2020 von ihrem Gendefekt „BRCA1“. Es war ihre zweite Brustkrebs-Diagnose, die erste hatte sie 2008 mit 27 Jahren erhalten. Damals lehnte sie eine genetische Beratung ab, trotz der Erkrankung ihrer Mutter. „Ich wollte das nicht wissen.“ Nach einem Urlaub erhielt sie die Diagnose: aggressiver Brustkrebs. Doch sie blieb positiv: „Meine Mama hat das geschafft, ich schaffe das auch.“ Sie durchlief Chemo, feierte das Leben und erholte sich. Sie heiratete und bekam zwei Töchter. 2020 ertastete sie selbst erneut einen Tumor. Schnell folgten OP, Chemo und die Entfernung von Eierstöcken und Brustdrüsengewebe. Die Eingriffe waren belastend, der Brustaufbau problematisch. Dennoch sagt sie: „Ich werde steinalt, ich habe alles getan, um den Gendefekt auszuschalten.“ Ihre Töchter treiben sie an, genauso wie die Hoffnung auf medizinischen Fortschritt. „Ich liebe und feiere das Leben“, sagt Kerstin Haake, mit einem Lächeln, das beweist, wie stark diese Haltung wirklich ist.

4Stefan Schmitz, Art Director von yeswecan!cer, bekam 2019 selbst die Diagnose Darmkrebs. Ironie des Schicksals: Er hatte seit Jahren für die digitale Krebs-Selbsthilfegruppe gearbeitet. Die Symptome – veränderter Stuhlgang und Schmerzen – deutete er zunächst als Reizdarm. Doch die Darmspiegelung brachte Gewissheit: „Als der Arzt mich ansah, wusste ich, es ist Krebs.“ Die Therapie begann mit Chemo und Bestrahlung, gefolgt von einer OP. Er erhielt einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang, doch Komplikationen führten zu weiteren Operationen. Nach vier Jahren erfolgloser Therapien entschied man, den Stoma dauerhaft zu belassen. Heute ist Stefan Schmitz krebsfrei und lebt mit dem Stoma: „Die Freude, zu leben, überstrahlt alles. Ich genieße das Leben angstfreier als je zuvor.“ Sein Fazit: „Leid kann man nicht ändern, aber den Umgang damit. Schlechte Erfahrungen können Türen zu positiven Erlebnissen öffnen. Das ist meine Stärke: Positivität.“

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Sommer 2015: Robin Lyn Gooch, 63, Sängerin und Gesangspädagogin, erhält die Diagnose Eierstockkrebs. Im Krankenhaus, nach einem Ultraschall und der ersten Operation, kämpfte sie mit dem Gefühl, dass die Krankheit „nicht zu ihr passt“. „Ich wollte Opernsängerin werden, nicht Krebspatientin.“ Die gebürtige Amerikanerin kam 1984 mit einem Gesangsstipendium nach Deutschland, wo sie ihren Mann kennenlernte und ihre Karriere begann. Sie arbeitet als Gesangslehrerin, Schauspielerin und Musiktherapeutin. Doch 2015 litt sie unter Appetitlosigkeit und Müdigkeit – erste Anzeichen der Krankheit. Nach mehreren Rezidiven in den Jahren 2017 und 2020 begann Robin, den Krebs als Teil ihres Lebens zu akzeptieren. „Manchmal denke ich, die Krankheit ist Ausdruck meiner Kreativität – als würde sie nach innen wirken.“ Musik und Freunde gaben ihr Kraft: „Chemo ist hart, aber auf Englisch heißt ‚gift‘ auch Geschenk. Es ist beides.“ Heute ist Robin seit fünf Jahren rezidivfrei. Sie sagt: „Vielleicht haben die Krebszellen und ich einen Weg gefunden, besser zu kommunizieren.“ Doch eine Frage bleibt: „Habe ich noch Taschen bei mir? Denn solange ich Gepäck habe, fährt der Fahrstuhl ohne mich.“


6Buchtipp: Tief in mir. Mein Leben mit Krebs

Dieses bewegende Buch gibt Menschen mit einer Krebsdiagnose eine Stimme – von Todkranken über Genesene bis hin zu jenen, die sich gerade in Behandlung befinden. In Tief in mir erzählen sie offen von ihren Ängsten, Gedanken und Hoffnungen. Was diese Geschichten verbindet, ist der Mut und die Zuversicht, die sie vermitteln. Dabei ist das Buch kein klassischer Ratgeber, sondern eine Quelle der Inspiration und Ermutigung für Betroffene und Angehörige. Neben den persönlichen Einblicken berichten Medizinerinnen und Mediziner über ihre Arbeit und den aktuellen Stand der Krebsforschung. Auch Zukunftsperspektiven im Kampf gegen die Krankheit werden aufgezeigt. Tief in mir ist ein Buch, das berührt, aufklärt und Hoffnung schenkt – ein wertvoller Begleiter in schwierigen Zeiten.

Der Artikel wurde von Leonie Zell geschrieben

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