Hervortretende Augäpfel, ein starrer, oft böse wirkender Blick und manchmal auch gerötete Augen – Menschen mit endokriner Orbitopathie ziehen häufig alle Blicke auf sich. Diese unerwünschte Aufmerksamkeit belastet die Betroffenen ebenso wie die weniger sichtbaren Symptome, beispielsweise trockene und gereizte Augen, Schmerzen und Druckgefühl in der Augenhöhle, Lichtempfindlichkeit und Sehen von Doppelbildern.1,2 Trotz dieser belastenden Symptome suchen Patienten oft lange nach medizinischer Hilfe.
Endokrine Orbitopathie ist zwar die häufigste Erkrankung der Augenhöhle (Orbita), trotzdem ist sie nicht weit verbreitet:3 In der Europäischen Union (EU) ist etwa eine von 1.000 Personen betroffen4 und Daten aus den USA zeigen, dass dort jährlich 16 von 100.000 Frauen und drei von 100.000 Männern3 erkranken. In vielen Fällen tritt endokrine Orbitopathie in Verbindung mit Morbus Basedow auf, einer Autoimmunerkrankung, die zu einer Überfunktion der Schilddrüse führt.5
Die Symptome von endokriner Orbitopathie können den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.6,7 Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sich das Sehvermögen verschlechtern, in seltenen Fällen – bedingt durch die Kompression des Sehnervs – bis hin zur Erblindung.6,8 Infolge der belastenden Symptome sowie des teilweise entstellenden Aussehens ziehen sich die Erkrankten aus ihren Alltagsaktivitäten zurück, werden über längere Zeiträume arbeitsunfähig9 und meiden soziale Kontakte.7
Diagnose ist Teamarbeit
Wichtig für eine zielgerichtete Therapie ist eine präzise und frühzeitige Diagnose. Dazu müssen verschiedene medizinische Fachrichtungen zusammenarbeiten. Dies gelingt zum Beispiel im Rahmen spezieller Orbita-Sprechstunden oder in spezialisierten Orbita-Zentren, die in Deutschland bereits an einigen Kliniken etabliert sind. Dort werden die Befunde in einem Team aus Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen besprochen, darunter Augenheilkunde, Endokrinologie, Radiologie und Nuklearmedizin. Bei Bedarf können weitere Spezialisten hinzugezogen werden.
Risikofaktoren wenn möglich vermeiden
Beim Verdacht auf endokrine Orbitopathie oder wenn die Diagnose bereits gestellt wurde, können Betroffene unabhängig von der Therapie durch Anpassungen des Lebensstils dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Wichtig ist es, auf das Rauchen zu verzichten, eine eventuell vorliegende Fehlfunktion der Schilddrüse (in den meisten Fällen eine Überfunktion) gut einzustellen und Stress zu reduzieren. Aber auch eine genetische Veranlagung, Hypercholesterinämie (zu hohe Blutfettwerte), der Nachweis sogenannter Thyreotropin-Rezeptor-Antikörper (TRAK) sowie eine Radiojodtherapie können das Risiko erhöhen.10
Individuelle Therapieentscheidung
Je nach Ausprägung der Erkrankung reichen die Behandlungsmöglichkeiten von befeuchtenden Augentropfen, Augengels oder Augensalben über die Einnahme von Selen, die Anwendung von intravenösen Glukokortikoiden bis hin zu einer Augenoperation. Über die individuell passenden Therapieoptionen entscheiden Ärzte unter Berücksichtigung der aktuellen Behandlungsleitlinien (z. B. EUGOGO –European Group on Graves‘ Orbitopathy).
Quellen: 1Bartley GB et al. Am J Ophthalmol 1996;121:284-290 2Terwee CB et al. Eur J Endocrinol 2002;146:751-757 3Bartley GB et al. Am J Ophthalmol 1995; 120:511-517 4Perros P et al. Orphanet J Rare Dis 2017;12:72 5Chin YH et al. Clin Endocrinol (Oxf) 2020; 93:363–374 6Bruscolini A et al. Autoimmun Rev 2018; 17(7):639-643 7Ponto KA et al. Ophthalmologe 2020; 117:1105-1111 8Bahn RS. N Engl J Med. 2010; 362(8):726-738 9Ponto KA et al. J Clin Endocrinol Metab 2013; 98(1):145-152 10Bartalena L et al. Eur J Endocrinol 2021; 185:G43-G67
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Amgen umgesetzt.