Mit 71.000 Neuerkrankungen in Deutschland pro Jahr ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frau. Die meisten Patientinnen sind über 65 Jahre alt. So wie Helga. Im Interview erzählt die Rentnerin von den Ängsten, die sie zu Beginn der Diagnose begleiteten, und von den Herausforderungen, die die Therapie mit sich brachte.
Helga, könnten Sie uns zunächst etwas über sich selbst erzählen? Wie geht es Ihnen heute?
(lacht leicht) Na ja, ich bin 72 Jahre alt, da hat man nicht mehr immer so viel Energie wie früher. Aber ansonsten geht es mir gut. Ich habe meine Höhen und Tiefen durchgemacht, aber ich bin stolz, noch hier zu sein. Ich versuche, positiv zu bleiben. Diese Krankheit hat mir einiges abverlangt, aber ich habe gelernt, damit umzugehen.
Wie haben Sie die Diagnose erhalten?
Ich hatte einen Knoten in meiner Brust ertastet. Zuerst habe ich gedacht, es sei nichts Ernstes, aber meine Ärztin hat mir dringend zu einer weiteren Untersuchung geraten. Nach einer Mammografie und einer Biopsie kam die Diagnose: Brustkrebs. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Meine Ärztin hat mir jedoch erklärt, dass Brustkrebs heute gut behandelbar ist. Das gab mir Hoffnung. Ich entschied mich für eine Operation, um den Tumor zu entfernen, gefolgt von einer Bestrahlung und Chemotherapie.
Wie haben Sie die Behandlung erlebt?
Die Chemotherapie war sehr herausfordernd. Besonders die ersten Sitzungen waren hart. Ich hatte starke Übelkeit, Haarausfall und fühlte mich ständig müde. Es gab Tage, da wollte ich einfach nur im Bett bleiben. Aber ich wusste, dass ich kämpfen musste. Die Unterstützung meiner Familie hat mir unglaublich geholfen. Sie waren immer an meiner Seite, auch an den schwersten Tagen.
Haben noch andere Menschen oder Dinge Ihnen geholfen, durch diese Zeit zu kommen?
Ja, ich habe gelernt, mich selbst zu stärken. Unterstützt hat mich dabei meine Familie und oft auch mein Handy als digitaler Begleiter (lacht). Ich habe angefangen, auf meine Ernährung zu achten und kleine Spaziergänge zu machen, auch wenn ich anfangs nur wenige Meter gehen konnte. Die Bewegung hat mir geholfen, mich ein Stück weit lebendig zu fühlen. Außerdem habe ich mich mit anderen Betroffenen ausgetauscht. Zu hören, dass andere es geschafft haben, hat mir Mut gemacht.
Hat sich Ihre Sicht auf das Leben seit der Diagnose verändert?
Oh ja, früher habe ich mich oft über Kleinigkeiten geärgert. Jetzt habe ich gelernt, vieles lockerer zu sehen. Gesundheit ist ein Luxus, den ich jetzt noch mehr schätze.
Gab es auch Momente des Zweifels?
Es gab Tage, da wollte ich einfach aufgeben. Besonders nach der Chemotherapie, wenn ich mich extrem schwach fühlte, war der Zweifel groß. Aber meine Familie und Freunde haben immer an mich geglaubt, auch wenn ich es selbst nicht konnte.
Welche Ratschläge würden Sie anderen geben, die eine ähnliche Diagnose erhalten haben?
Mein wichtigster Rat ist: Nicht die Hoffnung verlieren! Suchen Sie sich ein gutes Ärzteteam und lassen Sie sich unterstützen. Es ist auch wichtig, Fragen zu stellen und aktiv an der Behandlung teilzunehmen. Glauben Sie an Ihre Stärke – der Körper kann mehr aushalten, als man denkt.
Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Ja, ich möchte allen Frauen ans Herz legen, regelmäßig ihre Brüste abzutasten und zur Vorsorge zu gehen. Zudem sollte man diesen Kampf nicht allein kämpfen. Es gibt viele Hilfestellungen: digitale Angebote, Selbsthilfegruppen und vieles mehr. Und: Versuchen Sie, trotz allem zu lächeln. Das Leben hat immer noch schöne Seiten, die es wert sind, gesehen zu werden.
Autorin: Emma Howe