Ein Multiples Myelom ist eine bösartige Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Mit sechs bis acht Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner pro Jahr. gehört das Multiple Myelom zu den häufigsten Krebserkrankungen des Blutes.
Frau Dr. Brioli, mit welchen Symptomen äußert sich ein Multiples Myelom?
Ein Multiples Myelom ist ein Blutkrebs, der im Knochenmark entsteht. Die Plasmazellen vermehren sich zu stark und produzieren Antikörper. Das Immunsystem ist geschwächt, es können Knochenläsionen entstehen, da durch die Erkrankung knochenschädigende Substanzen produziert werden. Auch eine Niereninsuffizienz kann die Folge sein.
Ist die Erkrankung heilbar?
Bislang nicht. Aber sie ist sehr gut behandelbar, denn wir haben heute sehr effektive Medikamente zur Verfügung. Bei einem Multiplen Myelom lassen sich aktive und ruhige Phasen beobachten. Lange Remissionen sind möglich; häufig halten sie sechs oder sieben Jahre an.
Gibt es bestimmte Risikogruppen für ein Multiples Myelom?
Es gibt keine besondere Risikogruppe. Wir sehen bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre, bestimmte Eiweiße im Blut, die eine Vorstufe des Multiplen Myeloms sind. Allerdings erkrankt nur etwa ein Prozent pro Jahr. Mit einem Anteil von zwei Prozent pro Jahr gehört das Multiple Myelom zu den seltenen Krebserkrankungen – auch wenn es eine der häufigsten Krebserkrankungen des Blutes ist.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Sehr viele, in den letzten Jahren hat die Medizin hier große Fortschritte gemacht. Die am meisten benutzten Medikamente sind Proteasominhibitoren und Immunomodulatoren. Diese Substanzen werden in der Regel mit einer Immuntherapie kombiniert, mit oder ohne zusätzliche autologe Stammzellentransplantation. Das Therapieprogramm dauert insgesamt mehrere Monate. Im Anschluss erhalten Patienten meist eine Erhaltungstherapie – eine Kapsel oder Tablette, welche die Patienten selbst zu Hause nehmen können. Das lässt sich gut in den Alltag integrieren. Gegebenenfalls kann diese Kapsel mit einer monatlichen subkutanen Injektion kombiniert werden. Nach einer erfolgreichen Therapie hat rund die Hälfte der Patienten viele Jahre Ruhe, bevor eine neue intensive Behand-
lungsphase erfolgt. Aktuell wird untersucht, ob sehr neue Therapien, die das Immunsystem der Patienten aktivieren (bispezifische Antikörper, CART-Zellen) die Situation der Patienten verbessern – und vielleicht sogar das Multiple Myelom in Zukunft heilen können.