Lungenkrebs zählt zu den häufigsten und tödlichsten Krebserkrankungen in Deutschland und stellt Betroffene vor immense Herausforderungen. Jörg, 52, erhielt die Diagnose im fortgeschrittenen Stadium. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen, den Umgang mit der Krankheit und die Unterstützung durch Palliativmedizin, die ihm half, seine Lebensqualität zu erhalten.
Jörg, wann haben Sie die Diagnose erhalten?
Die Diagnose bekam ich Ende September 2024. Ich war gerade 52 Jahre alt geworden und fühlte mich bis dahin gesund. Doch über Monate hinweg hatte ich immer wieder Symptome wie einen hartnäckigen Husten, Atemnot und starke Müdigkeit. Erst als Schmerzen in der Brust auftraten, suchte ich einen Arzt auf. Nach dem Röntgen kam dann die niederschmetternde Diagnose: Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium.
Wie haben Sie auf diese Nachricht reagiert?
Zuerst war da einfach nur Leere. Mein Leben fühlte sich plötzlich wie ausgelöscht an. Ich war beruflich erfolgreich, sportlich aktiv, hatte Pläne für die Zukunft – und dann das. Besonders schwer war es, meinen Angehörigen davon zu erzählen. Meine Frau und meine Kinder haben sehr mit der Nachricht gekämpft, und ich wusste nicht, wie ich sie trösten sollte, wo ich selbst so verzweifelt war.
Wie ging es weiter?
Nach der Chemotherapie war klar, dass keine kurative Behandlung mehr möglich war. Mein Arzt erklärte mir, dass ich vielleicht noch elf Monate zu leben hätte und dass der Fokus jetzt auf der Linderung von Beschwerden liegen würde, nicht mehr auf Heilung. Diese sogenannte Therapiezieländerung war für mich erst schwer zu akzeptieren, weil ich immer noch gehofft hatte, den Krebs vielleicht doch besiegen zu können. Aber das Team der Palliativmedizin hat mir geholfen, diesen Schritt zu verstehen und anzunehmen, um meine Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.
Wie genau hat Ihnen die Palliativmedizin geholfen?
Ein großer Teil der Hilfe war die Symptomkontrolle. Ich hatte starke Schmerzen in der Brust und später auch in den Knochen, die durch Schmerztherapien deutlich gelindert wurden. Auch meine Atemnot wurde durch Medikamente und Atemübungen besser. Aber die palliative Begleitung ging über die rein medizinische Hilfe hinaus. Es gab auch Gespräche mit Psychologen, die mir halfen, meine Ängste und Sorgen zu verarbeiten. Das Team hat auch meiner Familie beigestanden, was für mich eine große Erleichterung war.
Wie hat sich die Krankheit auf Ihren Alltag ausgewirkt?
Mein Alltag hat sich komplett verändert. Anfangs war ich noch berufstätig, aber nach der Diagnose konnte ich kaum mehr arbeiten. Die Erschöpfung und die Behandlungen haben mich sehr geschwächt. Ich musste lernen, meinen Alltag umzugestalten – mit weniger Belastung und mehr Pausen.
Mein Leben ist anders, aber es ist noch nicht vorbei. Die Krankheit begleitet mich jeden Tag, und ich weiß, dass meine Zeit begrenzt ist. Aber ich versuche, die Momente, die ich habe, bewusst zu genießen – sei es ein Spaziergang, ein Gespräch mit meiner Familie oder einfach ein Sonnenstrahl auf meinem Gesicht. Dank der Palliativmedizin kann ich viele Beschwerden in den Griff bekommen, und das gibt mir die Möglichkeit, die Zeit, die ich habe, so gut wie möglich zu nutzen.
Wie sind Freunde und Familie mit Ihrer Krankheit umgegangen?
Sehr unterschiedlich. Meine Familie war und ist eine riesige Stütze, aber es war auch für sie eine schwere Zeit. Einige Freunde zogen sich zurück, weil sie nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollten. Das war enttäuschend, aber ich habe versucht, es nicht persönlich zu nehmen. Andere wiederum überraschten mich mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Einfühlungsvermögen. Durch die palliative Begleitung habe ich gelernt, diese Unterstützung zu schätzen und auch schwierige Emotionen besser zu bewältigen.
Was möchten Sie anderen Betroffenen mitgeben?
Mein wichtigster Rat ist: Nehmt Hilfe an. Die Palliativmedizin ist nicht nur für die letzte Phase da, sondern sie kann euch helfen, besser mit der Krankheit zu leben. Ihr müsst diesen Weg nicht alleine gehen. Sprecht offen mit eurem medizinischen Team, mit eurer Familie und euren Freunden. Und vor allem: Konzentriert euch auf die kleinen Dinge im Leben, die euch Freude machen. Jeder Moment zählt.