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Gemeinsam stark gegen Brustkrebs!

DeutscheKrebshilfe KAMP2022 TANJA 02 RGB

2020 ertastete Moderatorin, Buchautorin und Coach Tanja Bülter einen Knoten in der Brust – dann ging alles schnell. Im Interview berichtet sie von der großen Unterstützung ihrer Mutter Elke und davon, was ihr in dieser schweren Zeit die Kraft gegeben hat, optimistisch zu bleiben und wieder gesund zu werden.

Als Sie die Krebsdiagnose erhielten, kämpfte die Welt mit der Corona-Pandemie – und für Sie kamen von einem Tag auf den anderen noch mehr Sorgen hinzu. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Tanja Bülter: Ich entdeckte im Oktober 2020 unter der Dusche einen kleinen Knubbel und ging damit zum Arzt. Es folgten mehrere Untersuchungen und schließlich eine Biopsie, die leider die Gewissheit brachte, dass es sich um einen sehr aggressiven Tumor handelte – triple-negativ, eine der schlimmeren Formen.

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen in dieser Zeit machte ich damals alle Arztbesuche alleine. Auch die Genesung und die Behandlungszeit habe ich weitgehend allein bewältigt. Es war hart für mich, besonders das erste Diagnosegespräch, bei dem man eigentlich eine vertraute Person an seiner Seite haben sollte. Wenn man gesagt bekommt, dass man Krebs hat, schaltet das Gehirn aus. Ich bin zwar als Journalistin gewohnt, schlechte Nachrichten aufzunehmen und zu verarbeiten – aber wenn es einen persönlich betrifft, fehlt die Distanz.

Wie lange dauerte es vom ersten Verdachtsmoment, bis Sie Klarheit hatten?

TB: Vom Ertasten des Knotens bis zum Arztbesuch vergingen etwa zehn Tage; rund vier Wochen später begann bereits die Chemotherapie. Es ging alles sehr schnell und erforderte Organisationstalent. Ich habe mich an meinen Hausarzt gewandt und ihn um Unterstützung gebeten. Er hat teilweise andere Termine für mich gemacht, zum Beispiel. für ein MRT.

Wo wurden Sie behandelt?

TB: Ich wurde in der Charité operiert und habe meine Chemotherapie in einer Ambulanzpraxis gemacht, die haarerhaltende Maßnahmen anbot. Das ist in Deutschland immer noch recht selten. Mein Arzt in der Ambulanz-praxis und mein Professor an der Charité waren in ständigem Austausch; das hat gut funktioniert.

Sie konnten Ihre Haare erhalten?

TB: Ja, das ist ein modernes Verfahren. Eine spezielle, sehr fest sitzende Kappe kühlt den Kopf auf wenige Grad. Dadurch nehmen die Haarzellen die Chemotherapie nicht mehr auf. Die Prozedur ist unangenehm und ein gewisser Haarverlust ist dennoch gegeben, aber ich habe etwa 60 bis 70 Prozent meiner Haare behalten. Psychologisch war das ein großer Gewinn für mich.

Elke Bülter: Jeder Frau ist ihr Haar wichtig. Leider gibt es diese Möglichkeit noch viel zu selten.

Ich habe manchmal den Eindruck, das Thema Haarverlust wird teils von Ärzten als nebensächlich abgetan. Aber es hat einen großen Effekt auf die Psyche, und das ist wichtig für die Genesung.

TB: Absolut. Die Anwendung der Kühlkappe ist zwar unangenehm, aber es hat funktioniert, und dafür bin ich sehr dankbar.

Hatte Ihnen jemand zu dieser Maßnahme geraten?

TB: Bei einer Krebsdiagnose muss man sich von heute auf morgen mit einer neuen Thematik auseinandersetzen. Ich habe viel recherchiert, mit Ärzten gesprochen und Freunde und Bekannte um Rat gebeten. Auch auf der Yes!APP von YesWeCancer.org findet man viele Informationen. In Großbritannien bietet man 80 Prozent aller Brustkrebspatientinnen eine Kühlkappe an, während das Verfahren in Deutschland wenig bekannt ist und oft selbst bezahlt werden muss.

EB: Was sich nicht jeder leisten kann.

Sie sind Mutter und alleinerziehend – eine zusätzliche Herausforderung, wenn man sich auf die eigene Gesundheit konzentrieren muss. Sie erhielten damals Unterstützung durch Ihre Mutter?

TB: Meine Mutter hat mich sehr unterstützt – ich bin sehr glücklich, sie an meiner Seite zu haben! Sie hat eine angeborene Fröhlichkeit und hat mich an den Tagen, an denen sie hier war, aufgemuntert und gekocht. Es gab diesen einen Pommestag, an den wir beide noch heute denken. Während einer Chemo hat man oft einen intensiven Eisengeschmack im Mund und hat teilweise gar keinen Appetit – oder auf Dinge, die man sonst nicht isst. Ich hatte plötzlich Heißhunger auf Pommes frites, und dann hat meine Mutter mir ein Backblech davon gemacht – und noch eins …

EB: Ich hätte alles gemacht für Tanja. Als mein Mann und ich von der Diagnose erfahren haben, sagten wir sofort, dass wir für Tanja und die Kinder da sind. Es gab kein Zögern. Wir sind eng miteinander, das ist schön.

So wertvoll für Ihre Tochter! Wie sind Sie mit Ihren eigenen Sorgen umgegangen?

EB: In der Zeit war das überhaupt nicht wichtig für mich, ich habe funktioniert, und das kam aus tiefstem Herzen. Wenn ich Sorgen hatte, habe ich sie nicht gezeigt. Ich habe immer zu Tanja gesagt: „Du schaffst das.“ Mit einer guten Freundin konnte ich über alles sprechen, für Tanja war ich stark. Sie ist eine Kämpferin; sogar während der Behandlung hat sie gearbeitet und Sport gemacht. Ich habe das immer bewundert.

TB: Es hat mir sehr geholfen, dass du da warst. Und es hat mir auch geholfen, zu arbeiten, Sport zu machen und mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Das war eine Art Therapie für mich.

Dennoch eine schwierige Zeit. Wie haben Sie es geschafft, nicht in eine negative Gedankenspirale zu geraten?

EB: Bei einer solchen Diagnose kommen natürlich Ängste auf, aber wir haben immer positiv gedacht. Das war nicht einfach, aber es ist gelungen.

Ich schaffe das für meine Kinder.

Wie haben Ihre Kinder diese Zeit erlebt?

TB: Wir haben einen eigenen Rhythmus entwickelt. Die Kinder und ich haben stundenlang Schiffe versenken gespielt oder haben uns alte Serien angeguckt. Es war eine sehr intensive Zeit, die wir hier zu Hause hatten. Ich habe die Kinder auch einbezogen; meine Tochter zum Beispiel durfte immer meine Pflaster wechseln, das hat sie auch sehr gewissenhaft gemacht (lacht).

EB: Tanja sagte immer: „Ich schaffe das für meine Kinder!“

TB: Auch hier war ich sehr dankbar für die Unterstützung meiner Mutter. Sie hat das Homeschooling für meine Tochter übernommen und sich in Teams und andere Online-Tools eingearbeitet. Mein Sohn war schon größer, er hat das gut alleine hinbekommen. Aber ich musste lernen, bestimmte Dinge abzugeben.

Sie hatten den Tumor selbst entdeckt, nicht im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung?

TB: Ja, richtig. Tatsächlich war ich erst ein paar Monate vorher bei der Vorsorge, aber so ein Tumor ist unberechenbar. Ich kann jeder Frau nur raten, sich regelmäßig selbst abzutasten. Auf der Seite von Pink Ribbon gibt es Anleitungen, wie man das richtig macht. Man kann es einfach in die tägliche Routine einbauen, beispielsweise unter der Dusche. Das ist kein großer Aufwand und es kann Leben retten.

EB: Frühes Erkennen ist so wichtig! Jede Frau sollte sich regelmäßig die Zeit nehmen, ihre Brüste abzutasten – egal ob jung oder alt. Brustkrebs kennt kein Alter.

Sie haben nicht nur ein Buch zum Thema Brustkrebs geschrieben, „Brust raus“, sondern auch ein Online-Webinar entwickelt. Was ist der Inhalt des Programms?

TB: Positives Denken kann man trainieren. Ich wollte ein Programm entwickeln, das ich auch in Firmen und Kliniken vortragen kann. Mittlerweile kann man es auch auf meiner Website www.tanja-buelter.de finden, zum Download, mit Übungen und Workbooks. Ein positives Mindset ist nicht nur wichtig, wenn man erkrankt ist, sondern generell für ein erfolgreiches und glückliches Leben. Je mehr Menschen ein optimistisches Weltbild haben, desto besser geht es uns allen.

Ich biete zudem vierwöchige Online-Coachings an, vorwiegend für Frauen. Das Oberthema ist: „Wie man Ballast loswird, positiver denkt und mit System durch den Alltag navigiert.“ Auch das Coaching richtet sich nicht zwingend an kranke Menschen, sondern an alle, die sich konkrete Ziele setzen möchten, resilienter werden und effektive Stressmanagement-Techniken erlernen möchten. Ich wende diese Techniken selbst an, die Methodik funktioniert bestens!

Das Interview führte Miriam Rauh

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