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Unwetter im Kopf

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Migräne ist laut WHO eine der am stärksten einschränkenden Erkrankungen des Menschen und wird gleichzeitig in vielen Teilen der Gesellschaft nicht ernst genommen. „Kopfschmerzen? Die hat doch jeder mal!“ Migräne begleitet auch Sabrina Wolf durch ihr Leben. Im Interview spricht die Personalreferentin, Podcasterin und Vizepräsidentin der MigräneLiga e. V. Deutschland über ihr Leben mit chronischen Schmerzattacken.

Sabrina, seit wann hast du Migräne und wie fing es bei dir an?

In der Pubertät. Ich erinnere mich noch genau an meine erste Attacke: Es war ein Samstagmorgen. Ich wachte mit sehr starken, einseitigen Kopfschmerzen auf. Mir war übel, ich war lichtempfindlich und mir ging es sehr schlecht. Da meine Mama auch unter Migräne leidet, wusste ich sofort, was ich habe. Das hat mir auch den Weg zur Diagnose erleichtert. Anders als viele andere Betroffene, die einen jahrelangen Leidensweg gehen, bevor sie endlich eine Diagnose erhalten.

Rückblickend hatte ich die ersten Anzeichen aber schon als Kind. Ich hatte oft Kopf- und Bauchschmerzen. Was darauf hindeutet, aber nie diagnostiziert wurde, dass ich wahrscheinlich als Kind bereits Migräne hatte. Die Diagnose habe ich dann erst mit 16 Jahren erhalten.

Wie bist du damit umgegangen?

Da meine Mama eher ab und zu mit Migräneattacken zu kämpfen hat, war mir damals nicht bewusst, was das für mich bedeuten würde. Als sich die Attacken häuften, wurde mir jedoch schnell bewusst, dass es so nicht weitergehen kann. Ich war bei vielen Ärzten und hatte das Glück, auf eine Neurologin zu treffen, die mich ernst nahm. Sie verschrieb mir eine Akutmedikation, legte mir Ausdauersport und Meditation nah. Sie empfahl mir auch eine medikamentöse Prophylaxe, doch damals war ich noch nicht dazu bereit, jeden Tag Medikamente zu nehmen.

 Was hast du stattdessen getan?

Ich habe begonnen, mich intensiv mit meiner Erkrankung zu beschäftigen, und jahrelang Maßnahmen, die teilweise auch nicht wissenschaftlich belegt sind, ausprobiert.

Welche waren das?

Ich war bei der Akupunktur, habe mir einen Migränepiercing stechen lassen, ich habe mir meinen Atlas korrigieren lassen, war bei Osteopathen und Physiotherapeuten. Es gab in dieser Zeit immer wieder Phasen, wo es besser wurde und ich nur eine Attacke im Monat hatte. Doch das wurde dann deutlich mehr. Es gab Monate, da hatte ich 20 Migränetage.

Bitte versuche, den Schmerz zu beschreiben.

Ich merke schon beim Aufstehen, dass etwas nicht stimmt. Die eine Kopfhälfte fühlt sich schwerer an, auch wenn es bewölkt ist, ist es mir zu hell, mir ist übel und langsam steigt der Schmerz. Dieser ist stark, stechend, pulsierend. Teilweise kommen Kiefer- und Schulterschmerzen hinzu. Hinzu kam, dass ich während meiner Periode häufiger im Migränestatus gelandet bin, also eine Attacke länger als 72 Stunden andauert. Meine längste Attacke hielt zwölf Tage an.

Wie schaffst du es, mental stark zu bleiben?

In den vorher genannten Situationen war ich es nicht mehr. Ich war körperlich und mental am Ende. Normalerweise schaffe ich es, gut mit der Migräne zu leben. Ich mache Sport, Atemübungen, Meditation und führe einen gesunden Lebensstil. Wenn ich in ein Tief rutsche, schaffe ich es damit, mich wieder rauszuziehen. Das alles unterstützt meine mentale Gesundheit, die bei einer chronischen Erkrankung sehr, sehr wichtig ist. Doch es funktioniert auch nicht immer, und das ist auch völlig in Ordnung.

Wie geht dein Umfeld mit der Erkrankung um, und was würdest du dir diesbezüglich von der Gesellschaft wünschen?

Durch Gespräche mit anderen wird mir immer wieder bewusst, dass ich mich mit meinem Umfeld sehr glücklich schätzen kann. Viele erleben das leider anders, erfahren Unverständnis und werden teilweise ausgegrenzt. Das darf nicht sein. Ich wünsche mir viel mehr Aufklärung rund um das Thema.

Hast du aus diesem Grund dein Buch „Unwetter im Kopf – Mein Leben mit Migräne“ geschrieben?

Mit meinem Buch, das ab 19. Februar erhältlich ist, möchte ich aufklären und – das Wichtigste – anderen Betroffenen Mut machen, indem ich meinen Weg zeige, wie ich gelernt habe, mit der Migräne umzugehen und Symptome zu lindern. Ich teile meine Geschichte sowie Strategien für den Akutfall und die Vorbeugung von Migräneschüben.

Wie geht es dir heute?

Als die Migränetage immer mehr wurden, kam ich an den Punkt, mich mit der medikamentösen Prophylaxe auseinanderzusetzen – und das war die richtige Entscheidung. Ich habe eine Prophylaxe mit Antikörpern, die ich mir alle vier Wochen mittels subkutaner Injektion verabreiche. Seitdem geht es mir deutlich besser. In der Kombination mit allen anderen Selbstfürsorgemaßnahmen habe ich deutlich an Lebensqualität gewonnen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Das Interview führte Emma Howe


Buchtipp

Unwetter im Kopf CoverUnwetter im Kopf – Mein Leben mit Migräne: Was mir wirklich geholfen hat, sie zu verstehen, anzunehmen und mit ihr zu leben

Sabrina Wolf lebt seit über 10 Jahren mit den chronischen Schmerzattacken und hat ihren eigenen Weg gefunden, damit umzugehen und Symptome zu lindern. In ihrem Buch teilt die Mentaltrainerin ihre Geschichte sowie Strategien für den Akutfall und die Vorbeugung von Migräneschüben. Ihr ganzheitlicher Ansatz bietet Hilfestellung und macht Betroffenen Mut.

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