Tiergesundheit

Was Mateo, Mojo und Rana über das Leben lehren

Vanessa

Drei Hunde, drei Geschichten – und ein Zuhause, das alles verändert hat. Vanessa hat aus Tierschutz eine Herzensaufgabe gemacht. Ihre Hunde Mojo, Rana und Mateo kommen aus schwierigen Verhältnissen: von der Straße, aus der Tötungsstation, aus dem Müll. Heute sind sie Teil eines Rudels, das zeigt, wie viel Liebe, Geduld und Vertrauen aus traumatisierten Tieren enge Begleiter macht. Ihr Frauchen Vanessa erzählt im Interview über den Alltag mit drei Hunden, was hinter jeder Adoption steckt und warum sich der Einsatz immer lohnt.

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Vanessa

Liebe Vanessa, stell uns doch bitte einmal deine Rasselbande vor!

Gern. Rana ist mittlerweile acht Jahre alt und in Portugal geboren. Ihre große Leidenschaft: Laufen, laufen, laufen. Für Rana gibt es nichts Schöneres. Oder doch, gibt es: ihr Ball. (lacht) Rana wird immer auf ihre schönen Augen angesprochen.

Mojo ist 2012 geboren und damit der Senior unter den Vierbeinern des Rudels. Mag physisch vielleicht der Kleinste sein, fühlt sich aber wie der Größte. Zwergpinscher eben. Mojo ist aus zweiter Hand und hat sich bereits im jungen Welpenalter das Bein gebrochen. Sein Vorbesitzer hielt es nicht für nötig, mit ihm in die Tierklinik zu fahren. Daher suchte Mojo dann ein neues Zuhause und fand seinen Weg zu uns. Bis auf eine große Narbe ist es gut verheilt. Mojos Hobby: Steine, Kastanien, kleine Bälle. Sein Endgegner: Eichhörnchen. Er läuft auch ganz gern auf zwei Beinen, um den Überblick zu behalten. Irgendwie muss man sich ja helfen, wenn man schon eine halbe Portion ist.

Mateo müssen wir erst mal wecken, bevor er von sich erzählen kann. Er schläft nämlich für sein Leben gern. Er ist sieben Jahre alt, kommt aus Griechenland und kam als Pflegehund nach Deutschland. Ich hatte mich gleich beim ersten Treffen Hals über Kopf verliebt. Sogar mein Freund Rafael wurde weich. Schnell wurden aus zwei Hunden drei Hunde. Übrigens fehlt ihm eine Pfote, aber das stört Mateo nicht. Mit Prothese zieht er immer alle Blicke auf sich. Kein Wunder, wenn man wie der Terminator höchstpersönlich aussieht. (lacht)

Wie kam es bei Mateo dazu, und wie ist der Alltag mit einem Hund mit Handicap?

Wie es dazu kam, wissen wir leider bis heute nicht. Mateo wurde als kleiner Welpe im Müll entsorgt, dort fehlte ihm bereits die Pfote. Anhand von Röntgenbildern, die wir später beim Tierarzt machen ließen, war aber schnell klar: Die Pfote fehlt nicht aufgrund eines Geburtsfehlers, diese wurde unprofessionell amputiert. Wieso und von wem, wird für immer Mateos Geheimnis bleiben. Der Alltag mit Mateo ist eigentlich ganz normal, außer eben der Tatsache, dass er immer hervorsticht. Die Leute flüstern oft oder halten an und fragen, was mit ihm passiert ist. Ich kläre dann immer gerne auf und versichere den Menschen, dass Mateo kein armer Hund ist, ganz im Gegenteil: Er ist sehr glücklich. Ich habe bei ihm noch nie einen schlechten Tag erlebt.

Wie sieht ein normaler Tag bei euch aus?

Natürlich ist das Leben mit drei Hunden sehr zeitintensiv, und ich gehe neben der nebenberuflichen Selbstständigkeit noch meinem normalen Job nach. Das bedeutet in erster Linie: Gutes Zeitmanagement muss man für das Leben mit drei Hunden organisieren. Auch haben alle drei natürlich individuelle Bedürfnisse, auf die im Alltag eingegangen werden muss. Es ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich – ich könnte mir ein Leben ohne Hunde nicht vorstellen.

Als Frauchen von drei Hunden: Was ist deine Vision, die du über deinen Blog und Instagram in die Welt tragen möchtest?

Ich möchte den Menschen über den Account @verpinscht zeigen, dass auch Tierschutzhunde mit einer Vorgeschichte wunderbare Alltagsbegleiter sein können. Es gibt eigentlich kaum etwas, wo Mojo, Rana und Mateo uns nicht mit hinbegleiten. Außerdem möchte ich mit Mateo Bewusstsein dafür schaffen, dass auch Hunde mit einer Behinderung ein unbeschwertes Leben führen können. Durch unsere ehrenamtliche Arbeit als Pflegestelle nehme ich die Menschen dabei mit, wie wir ängstliche Hunde und Hunde mit einer schlimmen Vergangenheit auf ein neues Zuhause vorbereiten und auch dorthin vermitteln. In kurz: Ich möchte als Stimme fungieren für die Hunde, die es oft nicht leicht im Leben hatten und haben.

Was war der Moment, in dem du wusstest: Das mit dem Tierschutz hört bei einem Hund nicht auf?

Der Moment kam ziemlich schnell. Ich hatte bei Mateo gemerkt, wie sehr mich das bewegt, einem Hund mit Handicap den Weg in ein normales Leben zu zeigen. Als ich sah, wie gut er sich entwickelte, wurde mir klar: Ich möchte mehr Tieren helfen, diesen Schritt zu gehen. Es war kein geplanter Prozess, eher ein Gefühl – und das wurde mit jedem Hund, den wir aufnehmen durften, stärker.

Was war die schönste Erfahrung mit einem Pflegehund?

Da gibt es viele. Aber besonders bleibt mir ein Hund aus Portugal in Erinnerung, der völlig verängstigt bei uns ankam, sich tagelang nur unter dem Tisch versteckte und kaum fraß. Nach Wochen enger Begleitung fing er plötzlich an zu spielen – zuerst zögerlich, dann völlig ausgelassen. Das war wie ein Durchbruch. Und als er dann in sein endgültiges Zuhause gezogen ist, konnte ich mit gutem Gefühl loslassen.

Was war das Schwierigste?

Loslassen zu lernen. Jedes Mal, wenn ein Pflegehund vermittelt wird, schwingt ein bisschen Herzschmerz mit. Aber ich weiß, dass Platz für den nächsten frei werden muss. Und wenn ich sehe, wie glücklich die Hunde in ihren neuen Familien sind, weiß ich, dass es richtig ist.

Du hast mit „Streuner – von der Straße direkt ins Herz“ ein Buch geschrieben. Wie kam es dazu?

Die Idee dazu entstand mit der Zeit. Immer mehr Menschen wollten wissen, wie alles begann, wie unser Alltag aussieht, wie wir das machen – mit drei Hunden, Pflegestelle, Job, Social Media. Irgendwann dachten wir: Warum nicht all das aufschreiben? Ein Buch ist persönlicher als jeder Post.

Welche Geschichte aus dem Buch liegt dir besonders am Herzen?

Die Geschichte von Bruno, ganz klar. Ohne ihn gäbe es all das nicht. Seine Geschichte ist der Anfang von allem – und auch emotional die tiefste. Er war der Erste, der mich gelehrt hat, was Vertrauen bedeutet.

Was möchtest du den Lesern mitgeben?

Dass Adoption keine zweite Wahl ist. Dass auch Hunde mit einer schwierigen Vorgeschichte ein erfülltes Leben führen können. Und dass jeder Einzelne etwas verändern kann – mit Geduld, Herz und einem offenen Blick für die, die oft übersehen werden.

Das Interview führte Emma Howe

 

 

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