Peggy Reichelt spürte mit Anfang 40 die ersten Symptome. Sie hatte Stimmungsschwankungen, war leicht Reizbarkeit und hatte Schlafstörungen. Als sie keine Anlaufstelle fand, die sie zuverlässig und umfassend beraten konnte, gründete sie XbyX – Women in Balance und wurde selbst zur Wechseljahresexpertin.
Frau Reichelt, die Wechseljahre betreffen jede Frau – aber selbst Ärzte scheinen wenig darüber zu wissen. Woran liegt das?
Ja, das ist fast ein wenig verrückt, oder? Tatsächlich ist es so, dass Gynäkologen weder im Studium noch in der Facharztausbildung umfassend zu den Wechseljahren ausgebildet werden. Es gibt auch keine Abrechnungszahl der Krankenkassen für Wechseljahresbeschwerden. Gespräche, Behandlung und Aufklärung sind allerdings sehr zeitintensiv – Zeit, die kaum vergütet wird. Lediglich 16 Euro pro Quartal können für allgemeine Beratung abgerechnet werden. Da wundert es kaum, dass nur wenige, sehr engagierte Ärzte sich intensiv mit den Wechseljahren beschäftigen und auskennen.
Ist diese „allgemeine Unwissenheit“ der Grund, warum Sie das Buch „Women in Balance“ geschrieben haben?
Auf jeden Fall! Das war überhaupt die Motivation, weshalb wir 2019 XbyX – Women in Balance gründeten. Schließlich war ich mit Anfang 40 selbst betroffen, spürte erste Symptome, fand aber keine Anlaufstelle, die mich zuverlässig und umfassend beraten hätte. Mit dem Buch möchte ich Frauen befähigen, ihren individuellen Weg durch die Wechseljahre zu finden. Mein größter Wunsch: ganz viele Eselsohren, Markierungen, Post-its in jedem Buch – dann ist mein Ziel, ein hilfreiches Nachschlagewerk für jede Frau ab 40 zu schaffen, gelungen.
Was ist, aus Ihrer Sicht, das Wichtigste für Frauen in den Wechseljahren?
Ein gesunder Lebensstil ist ab jetzt das A und O. Mit dem Absinken von Progesteron und Östrogen während der Perimenopause, dem Beginn der Wechseljahre, entfallen viele der Schutzfunktionen dieser beiden Hormone – und das müssen wir kompensieren. Deshalb empfehlen wir in unserem Buch die „fünf Säulen der Wechseljahres-Balance“, und zwar ganz unabhängig davon, ob einen Symptome plagen oder nicht. Meist mit Anfang 40 ist der richtige Zeitpunkt, um so den Grundstein für Gesundheit und Vitalität im Alter zu legen:
- Vielfältige Ernährung mit allen wichtigen Nährstoffen
- Entspannung, Ruhepausen und ausreichend Schlaf
- Hormone bestmöglich ausbalancieren
- Alltagsbewegung und regelmäßiger (Kraft-)Sport
- Eigene Grenzen respektieren und einfordern
Kann man erreichen, dass Symptome wie Hitzewallungen, Haarausfall und Herzrasen aufhören oder gar nicht erst aufkommen?
Es gibt leider kein Wundermittel oder Patentrezept, das für alle Frauen gleichermaßen funktioniert. Die hormonellen Umstellungen sind so individuell wie jede Frau selbst – die eine erlebt das absolute Hormonchaos, für die andere ist es eher eine sanfte körperliche Veränderung mit leichten Symptomen.
Was sicher ist: Wer die genannten fünf Säulen in den Alltag integriert, schafft eine gute Basis für jegliche Veränderung und gesundes Altern. Im Buch widmen wir den zehn häufigsten Symptomen jeweils ausführliche Kapitel und bieten Praxistipps an, mit denen jede Frau Hilfe für ihre Beschwerden findet. Es ist ein Mix aus Ausprobieren und besser auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu hören. Überdies haben wir bei XbyX zahlreiche Produkte für die speziellen Anforderungen ab den Wechseljahren entwickelt, die bei Symptomen wie Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen unterstützen.
Was halten Sie von Hormonen gegen Wechseljahrsbeschwerden? Und: Welche Alternativen gibt es?
Ob Hormone oder nicht, ist eine sehr individuelle Entscheidung, die mit dem Arzt getroffen werden muss. Es fließen persönliche Vorlieben, Beschwerdebild, Genetik und Krankheitsgeschichte ein. Dank der modernen bioidentischen Hormone ist eine Hormonersatztherapie heute deutlich weniger risikobehaftet. Gerade bei Hitzewallungen sowie für die Knochen ist die Studienlage recht eindeutig und positiv.
Für alle, die keine Hormone nehmen können oder wollen, gibt es zahlreiche pflanzliche Alternativen. So zeigen Adaptogene wie Ashwagandha, die Mariendistel oder der beliebte Mönchspfeffer tolle Effekte. Ebenso Phytoöstrogene wie Rotklee, Soja, Nachtkerze oder Spaltkörbchen. Die Knochen profitieren von Proteinen, Vitamin D, K2 und Magnesium. Im Buch erklären wir die Wirkungsweisen und Einsatzgebiete der einzelnen Phytostoffe ganz ausführlich. Grundsätzlich sollte man immer im Hinterkopf behalten: Jede Frau ist anders und nicht alles funktioniert für jede von uns gleich gut. Man muss ausprobieren und stets neu justieren.
Ich selbst gelesen, dass eine proteinreiche Ernährung, insbesondere ein proteinreiches Frühstück, ein echter „Gamechanger“ sein kann, was verschiedene Wechseljahresbeschwerden betrifft. Ist dem so?
Mit Beginn der Wechseljahre kann unser Körper Proteine nicht mehr so effektiv verwerten, wir entwickeln eine „anabole Resistenz“. Proteine sind jedoch unerlässlich für Muskelaufbau, Knochendichte und für die Sättigung. Werden Proteine gemeinsam mit Kohlenhydraten gegessen, stabilisieren sie zudem den Blutzuckerspiegel. Dadurch sind sie hilfreich bei Stimmungsschwankungen, Energielosigkeit sowie Gehirnnebel und senken das Risiko für Insulinresistenz und Diabetes. Zudem unterstützt eine über den Tag verteilte Proteinzufuhr von 1,4 bis 1,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht beim Gewichthalten und Abnehmen. Wer das mit der Ernährung nicht immer schafft, der kann zusätzlich zu pflanzlichen Proteinshakes wie XbyX Energie greifen.
Welche weiteren „Wunderwaffen“ gibt es für Frauen in den Wechseljahren?
Neben Proteinen gehören Vitamine – vorwiegend aus Gemüse – und Mineralien, Ballaststoffe und Probiotisches täglich auf den Teller. Eine gesunde Darmflora macht uns resistenter. Außerdem bitte nicht die gesunden Fette weglassen! Gerade die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA benötigen Herz und Gehirn dringend. Im Buch finden sich vielfältige, köstliche Rezepte, die all das vereinen. Zudem gibt es einige Pflanzenextrakte, die unsere hormonelle Balance positiv beeinflussen. Angebracht sind zudem Sport und Stressabbau. Im Buch haben wir dafür zahlreiche praktische Anleitungen: vom effektiven Work-out bis hin zur entspannenden Tiefenatmung und Faszienpflege.
Alternative Präparate gegen Wechseljahresbeschwerden werden meist nicht als Medikament eingestuft, sondern als Nahrungsergänzungsmittel und unterliegen somit weit weniger Kontrollen. Gilt das für alle? Wie kann frau sich sicher sein, Wirkstoffe zu sich zu nehmen, die nicht mit Schwermetallen oder Pflanzenschutzmitteln belastet sind?
Indem man auf ein paar Kriterien achtet, bekommt man Sicherheit in puncto Qualität: Wird in Deutschland nach strengen Qualitätsstandards wie HACCP, DIN EN ISO 9001 und GMP produziert? Ist der Anbieter vertrauenswürdig und sehe ich, wer hinter der Marke steckt? Sind alle Zutaten transparent auf Etikett und Website ausgewiesen? Sind die Produkte von unabhängigen Drittlaboren geprüft?
Wir produzieren mit XbyX in deutschen Betrieben, die für die Einhaltung guter Herstellungsprozesse zertifiziert sind. Wir achten darauf, dass all unsere Produkte ohne Gentechnik, Füllmittel, Zuckerzusatz, Konservierungsstoffe und Schwermetalle sind. Alles wird einzeln wissenschaftlich validiert und kontrolliert. Das ist mir immens wichtig, schließlich nutze ich unsere Produkte täglich selbst.
Worauf sollte man außerdem achten, wenn man nach Nahrungsergänzungsmitteln gegen Wechseljahresbeschwerden sucht? Machen aus Ihrer Sicht beispielsweise ein Hormonspiegel und eine Blutanalyse auf ggf. fehlende Nährstoffe Sinn?
Oft gibt ein Hormonspiegel keine exakte Antwort, da die Hormone gerade zu Beginn der Perimenopause sehr stark schwanken. Er ist deshalb häufig nur eine Momentaufnahme. Wir empfehlen gern unseren XbyX Selbsttest (kostenfrei auf xbyx.de), der auf Basis diverser Parameter eine erste Indikation zur Phase der Hormonumstellungen gibt, verknüpft mit Empfehlungen für den persönlichen Lebensstil. Sinnvoll ist auf jeden Fall ein regelmäßiger Check-up der wichtigsten Blutwerte. Darunter Blutfette, Blutzucker, Schilddrüsenhormone, Vitamin D, B-Vitamine (wie Folsäure, B12, ggf. B1, B6), Eisen, Kalzium, Magnesium, Zink, Selen. Am besten mit der Ärztin besprechen, welche Werte je nach Lebenssituation, Alter, Symptomen und Krankheitsgeschichte sinnvoll sind.
Haben Sie einen besonderen Tipp, den Sie mit Frauen in den Wechseljahren teilen können?
Ja, im Grunde gleich drei:
- Sei mutig: Sprich darüber. Indem wir uns offen austauschen, erschaffen wir ein Netzwerk, das uns hält und in dem wir einander unterstützen. So verlieren die Wechseljahre den Schrecken und finden ihren natürlichen Platz in der Gesellschaft, wo sie längst hingehören.
- Priorisiere dich: Hör auf deinen Körper und pflege ihn. Achte auf einen gesunden, aktiven Lebensstil, aber bau auch Ruhepausen für dich selbst ein. Sei milde mit dir, wenn dein Körper nicht so performt wie früher.
- Freu dich: Die Wechseljahre sind nicht der Anfang vom Ende, sondern der Beginn einer neuen, spannenden Lebensphase. Immerhin leben wir quasi genauso lange ohne unseren Zyklus wie mit ihm. Und wenn du Tipp 2 beherzigst, wirst du gestärkt aus dem Hormonstrudel auftauchen und diese Zeit bereichert erleben.
Das Interview führte Miriam Rauh
Buchtipp
Women in Balance
Die Wechseljahre haben ein echtes Imageproblem. Gäbe es einen Preis für die unbeliebteste Lebensphase, die Wechseljahre würden ihn gewinnen. Statt darüber zu sprechen, wird durchgehalten. Geht man zum Arzt, gibt es, außer Medikamenten oder Hormontherapie, wenig Unterstützung. Höchste Zeit, für Abhilfe zu sorgen! Mit diesem Buch bekommen Frauen das an die Hand, was sie brauchen: komprimiertes Wissen darüber, was in ihrem Körper passiert, und praktische Lösungsansätze für die 10 häufigsten Symptome der Wechseljahre. Alltagstaugliche Tipps, Übungen und Rezepte führen wie ein Kompass durch diese spannende Lebensphase und ermöglichen ein energievolles Lebensgefühl bis ins hohe Alter.