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Lesen, schreiben, rechnen, schwimmen

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Matthias Stoll

Wasser fasziniert Kinder auf besondere Weise. Doch sicher darin bewegen können sich immer weniger von ihnen – eine fatale Entwicklung, findet Matthias Stoll. Im Interview erklärt der Bereichsleiter Ausbildung und Prävention des DLRG-Bundesverbandes, warum schon Vorschulkinder schwimmen lernen sollten, welche Rolle Eltern dabei haben und wie ein Kindersachbuch unterstützen kann.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, Kinder ans Wasser zu gewöhnen?

Kinder können und sollten schon früh an das Wasser gewöhnt werden. Das beginnt beim Duschen und Baden zu Hause und vielleicht auch dem Babyschwimmen. Fühlen sich Jungen und Mädchen bereits wohl im Wasser, geht es mit dem Schwimmenlernen später zumeist auch schneller.

Und wann sollten Kinder schwimmen lernen?

Dafür sind die Kinder etwa mit fünf Jahren so weit. Ich habe auch mit fünf Jahren den ersten Schwimmkurs gemacht, danach hat mich die Faszination des Wassers nicht mehr losgelassen.

Sicher schwimmen zu können, ist wichtig, um Ertrinken zu verhindern. Dazu braucht es das Freischwimmerabzeichen, also das Schwimmabzeichen Bronze. Es ermöglicht Kindern auch den gemeinsamen Schwimmbadbesuch mit den Freunden oder weitere Freizeitaktivitäten wie Paddeln und Surfen.

Reicht es nicht, wenn ein Kind seine Seepferdchen-Schwimmprüfung erfolgreich absolviert hat?

Nein, das bietet keine ausreichende Sicherheit. Ein Kind hat dann nachgewiesen, dass es wichtige Grundfertigkeiten beherrscht, um mit dem Schwimmenlernen so richtig loszulegen. Insofern markiert das Seepferdchen-abzeichen einen ersten wichtigen Meilenstein. Sichere Schwimmer sind Kinder aber erst, wenn sie das Schwimmabzeichen Bronze abgelegt haben und somit unter anderem eine Viertelstunde ausdauernd schwimmen können.

Wie wichtig ist auch nach einem Schwimmkurs, dass Kinder regelmäßig schwimmen gehen?

Sehr wichtig. Wenn ich einmal den Nachweis erbringe, ein sicherer Schwimmer zu sein, bleibe ich es nicht für alle Tage. Die Technik und auch die Baderegeln verlerne ich zwar nicht mehr, aber das ausdauernde Schwimmen braucht regelmäßige Übung. Dafür bietet sich nach dem Erwerb des Bronzeabzeichens die Teilnahme an weiteren Angeboten an. In der DLRG absolvieren jährlich etwa 40.000 Teilnehmende das Bronzeabzeichen. Zudem geben die prüfberechtigten Ausbilder circa 30.000 Silber- sowie 16.000 Goldabzeichen aus. Die Abzeichen können übrigens auch von Erwachsenen erworben werden. Es bietet sich also an, mit der ganzen Familie gemeinsam ein Schwimmabzeichen abzulegen. 

Welche fünf Tipps würden Sie Eltern geben, wenn es um die Sicherheit ihrer Kinder im und am Wasser geht?

  1. Eltern sollten sich immer bewusst sein, welche Gefahr vom Wasser ausgehen kann und dass gerade kleine Kinder vom nassen Element oft wie magisch angezogen werden. Deshalb ist es wichtig, sie immer zu beaufsichtigen. Es muss nicht das Schwimmbad oder der Badesee sein.
  2. Auch die Wanne im Badezimmer, das Planschbecken im Garten oder die Regentonne des Nachbarn können zur tödlichen Falle werden.
  3. Beim Baden sollten Eltern immer in Griffweite bleiben und sich nicht auf Hilfsmittel wie Schwimmringe oder -flügel verlassen. Und sie sollten gemeinsam mit ihren Kindern regelmäßig Zeit im Wasser verbringen und diese entspannt und mit Freude genießen.
  4. Sind die Kinder alt genug, sollten sie natürlich das Schwimmen lernen und bis mindestens zum Freischwimmerabzeichen ausgebildet werden.
  5. Eltern sollten sich zusammen mit dem Nachwuchs die zehn Baderegeln anschauen. Mit diesen im Bewusstsein genießen sie hoffentlich viel Zeit zusammen beim Baden. Jeder gemeinsame Gang ins Wasser ist ein Schritt auf dem Weg zum sicheren Schwimmer.

Gibt es eigentlich in der deutschen Bevölkerung viele Nichtschwimmer bzw. ist der Anteil in den letzten Jahren eher gestiegen oder gesunken?

Eine von der DLRG beauftragte Befragung der Bevölkerung durch forsa ergab zuletzt 2022, dass fünf Prozent der Menschen ab 14 Jahren Nichtschwimmer sind. Das allein sind rund 3,7 Millionen Menschen. Tatsächlich dürfte die Zahl noch höher sein. Und es kommen viele unsichere Schwimmer hinzu. Anhand der Ergebnisse der letzten Befragung gehen wir zudem davon aus, dass mehr als die Hälfte der Zehnjährigen noch keine sicheren Schwimmer sind. Das ist leider schon länger so. Insgesamt ist wohl leider davon auszugehen, dass die Zahl der Nichtschwimmer in der Bevölkerung, insbesondere bedingt durch fehlenden Schwimmunterricht, aber auch durch Migration, weiter steigt.


Bildschirmfoto 2024 07 20 um 13.09.15Die zehn wichtigsten Baderegeln finden Sie hier


Welche Strategien verfolgen Sie als Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, um das zu ändern?

Die DLRG bildet in den allermeisten ihrer rund 2.000 lokalen Vereine Nichtschwimmer zu Schwimmern aus – vor allem Kinder, aber auch Jugendliche und Erwachsene. Als Bundesverband investieren wir derzeit verstärkt in die Qualifizierung weiterer ehrenamtlicher Ausbilder für den Beckenrand. Und der gesamte Verband hat sich zum Ziel gesetzt, weitere Mitstreiter zu werben. 2023 zählte die DLRG erstmals mehr als 600.000 Mitglieder und knapp 200.000 Teilnehmer im Anfängerschwimmen. Das Potenzial ist also vorhanden. Doch wir brauchen auch geeignete Schwimmbäder, und zwar in ausreichender Zahl. Auch dafür treten wir vehement ein und lassen in unseren Bemühungen nicht nach.

Sie haben Ravensburger fachlich bei der Umsetzung des Kindersachbuchs „Komm mit zum Schwimmen“ beraten und unterstützt. Welchen Vorteil sehen Sie darin, wenn es Bücher für Kinder gibt, die sich mit dem Thema Schwimmenlernen auseinandersetzen?

Die Neugierde auf die Bewegung im Wasser wird geweckt und das Kind setzt sich mit dem Thema auseinander. So kann ein kleiner Beitrag zum Angstabbau vor dem ersten Schwimmkurs geleistet werden. Das Kind kennt bestimmte Szenen aus dem Buch und erinnert sich dann zum Beispiel daran, warum es wichtig ist, vor dem Baden zu duschen. Zusätzlich hat es sich auch schon mit den Baderegeln beschäftigt. Je mehr Wege genutzt werden, die Kinder auf das Schwimmenlernen vorzubereiten, umso schneller gelingt der Einstieg in das Schwimmenlernen.

Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit mit der
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft umgesetzt.


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