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Migräne: Viel mehr als Kopfschmerzen

Dr. med. Johannes Horlemann   Leiter des DGS-Schmerzzentrums Kevelaer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V.

Der Schmerzexperte Dr. Johannes Horlemann, Leiter des DGS-Schmerzzentrums Kevelaer und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V., erklärt im Interview, was Migräne ist, wie sie entsteht und welche Prophylaxemöglichkeiten es gibt.

Lieber Herr Dr. Horlemann, was ist eine Migräne und wodurch wird sie ausgelöst?

Eine Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die mit wiederkehrenden Kopfschmerzattacken und neurologischen Begleitsymptomen auftritt. Migräneattacken sind meistens unvorhersehbar. Es werden seit vielen Jahren Trigger zur Migräneauslösung diskutiert, beispielsweise Schokolade, Käse, Rotwein oder Wetterbedingungen, jedoch besteht für diese Auslöser keine wissenschaftliche Evidenz bis heute. Gesichert ist hingegen, dass die Migräne mit mehreren Genorten eine genetische Grundlage besitzt, die vererbt wird.

Was passiert bei einer Migräneattacke im Kopf?

Die Migräneattacke ist ein komplexes Geschehen mit elektrophysiologischen Veränderungen des Gehirns, Ausschüttung von Neurotransmittern und Durchblutungsveränderungen. Diese Veränderungen lösen starke, meist einseitige, pochend-pulsierende Kopfschmerzen aus, die typischerweise bei körperlicher Aktivität stärker werden. Etwa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen haben eine Auraphase vor der eigentlichen Kopfschmerzphase. In der Aura sind Störungen der Sinneswahrnehmung und Sensibilität, seltener auch der Motorik möglich. Die zentralnervösen Veränderungen führen zu Übelkeit und Erbrechen und Erhöhung der Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Vorrangig sind Frauen betroffen.

Was unterscheidet sie von anderen Kopfschmerzen, und was sind typische Migränesymptome?

Die wichtigste Abgrenzung der Migräne betrifft den Kopfschmerz vom Spannungstyp. Diese Kopfschmerzen sind meist milder, von dumpf-drückendem Charakter und meist beidseitig, häufig auch vom Nacken ausgehend, als sogenannter Haubenkopfschmerz, bei dem auch Übelkeit auftreten kann. Dieser Kopfschmerztyp ist häufig mit Anspannungen assoziiert und mit typischen Nackenschmerzen.

Reicht eine „Selbstdiagnose“ bei seltenen Attacken oder sollte man bei einem Verdacht auf Migräne immer in die Arztpraxis zur neurologischen Abklärung gehen?

Eine Selbstdiagnose, auch bei seltenen Attacken, reicht nicht aus. Da die Diagnose klinisch-anamnestisch erstellt wird, kann sie in der Regel, außer in komplizierten Fällen, in der Primärversorgung gestellt werden: Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt, daneben ein Schmerzmediziner oder Neurologe. In komplizierten Fällen stehen Kopfschmerzzentren zur Verfügung.

Wie erleben Sie das Leid von Migränepatienten in Ihrer Praxis?

Die Migräne ist eine echte Volkserkrankung. Deshalb gehört diese Diagnose zum Alltag fast aller versorgenden Ärzte: in der Hausarztpraxis, Schmerzmedizin, Neurologie, aber auch in anderen Fächern wie Orthopädie, Innere Medizin. Das Leid der Migränepatienten ist geprägt von einer Unkalkulierbarkeit der Alltagsgestaltung, weil aufgrund der Unberechenbarkeit der Attacken zuverlässige Planungen nicht möglich sind. Aus diesem Grunde sind Patientinnen und Patienten mit Migräne chronisch schmerzkrank: Sie sind auch außerhalb der Attacken von der Migräne geprägt, allein durch Erwartungsangst. Viele der Migränepatienten, wie auch Krankenkassendaten belegen, sind depressiv und durch Ängste verstört. Es entsteht ein Gefühl der Ohnmacht, unberechenbaren Attacken ausgeliefert zu sein.

Welche Möglichkeiten gibt es, Migräne-Attacken präventiv vorzubeugen?

Zum Glück hat die Medizin in den letzten Jahren sehr wirksame vorbeugende Medikamente gegen Migräne-Attacken entwickelt, sogenannte CGRP-Antikörper. Daneben gibt es viele Medikamente, beispielsweise Betablocker, die vorbeugend auf die Migräneentstehung wirken. Amitriptylin wirkt sowohl bei Migräne als auch bei Kopfschmerz vom Spannungstyp vorbeugend.

Das Interview wurde in Zusammenarbeit mit
der Organon Healthcare GmbH umgesetzt.


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