Alicia ist nicht nur eine dreifache Mama, sondern auch eine Frau, die ihren eigenen Weg geht – mit Herz, Humor und einer ordentlichen Portion Realismus. Auf ihrem Instagram-Account @aliciasmumlife teilt sie ihren Alltag. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Erziehung, ihre Herausforderungen und was es für sie bedeutet, Mutter zu sein. Ein Gespräch über Liebe, Chaos und das Leben als Mama.
Liebe Alicia, du bist Mama von drei Kindern, wie sieht ein typischer Tag bei euch zu Hause aus? Welche Routinen habt ihr?
Wir haben aktuell keinen festen Tagesablauf, das ändert sich aber, sobald unsere Tochter wieder in die Kita geht. Durch unseren Umzug waren wir neun Monate kitafrei. Und ganz ehrlich? Ich habe es geliebt. Wir haben den Tag um uns herum geplant und nicht andersherum. Ich konnte so ein fester Bestandteil der Kindheit meiner Kinder sein und kann es noch. Ich weiß, dass das ein großes Privileg ist, und es ist für mich nicht selbstverständlich.
Was sind die größten Herausforderungen im Alltag mit kleinen Kindern?
Manchmal fällt es mir schwer, streng zu sein. Nicht dass ich immer streng sein möchte, aber es gibt Situationen, in denen es mir wichtig ist, konsequent zu sein und mich durchzusetzen. Dann kommt mal ein lustiger Spruch oder ein total niedlicher Blick meiner Kinder, und ich muss mich entweder beherrschen, nicht mitzulachen, oder ich schmelze unter diesen Knopfaugen. Für mich sind es immer noch meine kleinen Babys, die ich zur Welt bringen durfte. Trotzdem bin ich sehr stolz, wie sie sich entwickeln – vielleicht gerade deswegen, weil wir das Leben nicht zu eng sehen.
Und was ist für dich der schönste Moment des Mutterseins?
Ganz klar die bedingungslose Liebe. Mein erstes Baby wurde mir nach der Geburt in den Arm gelegt, und sofort kamen unzählige Gefühle über mich hinweg. In diesem Moment wusste ich, was Liebe wirklich bedeutet. Ich spürte, was der Sinn meines Lebens ist, und war dafür unendlich dankbar. Wenn man dadurch seinen Platz auf der Erde findet, ist die Bindung zu den Kindern noch intensiver. Bewusst zu erleben, dass man für diese kleinen Wesen die ganze Welt ist, ist einfach wunderschön. Dabei zuzusehen, wie sie von Babys zu richtigen Menschen heranwachsen, und sie dabei zu begleiten, ist das größte Geschenk für mich.
Welche Werte sind dir bei der Erziehung deiner Kinder besonders wichtig?
Wir haben keine festen Erziehungsprinzipien. Kinder sind zu individuell, um nach starren Leitlinien erzogen zu werden. Mein Kind besteht zu 50 Prozent aus mir und zu 50 Prozent aus meinem Mann. Ich würde behaupten, ich kenne meinen Mann sehr gut – besser als er selbst. Wer also sollte dieses Kind besser kennen als wir? Wir erziehen total intuitiv, mit Herz, und nutzen unseren Instinkt. Situationen, die schiefgelaufen sind, besprechen wir als Eltern, analysieren, warum unser Kind so intensiv reagiert hat, reflektieren uns selbst und sprechen über alles, auch im Nachgang mit den Kindern. Es soll nichts unter den Teppich gekehrt werden.
Was bedeutet es für dich, gemeinsam mit deinem Partner eine Familie zu führen?
Es ist ein Segen. Ich bin ganz anders aufgewachsen. Meine Eltern haben sich früh getrennt, und mein Vater, so sehr ich ihn liebe, war einfach nicht der typische Familienvater. Wir führen ein sehr freundschaftliches Verhältnis, aber es ist nicht vergleichbar damit, wenn ein Vater seine Kinder mit großzieht. Wenn ich sehe, wie meine Töchter ihren Papa anhimmeln, weil er sich unglaublich viel Mühe gibt, der beste Vater für sie zu sein, verliebe ich mich jedes Mal erneut.
Wie schaffst du es, als Mutter auch mal Zeit für dich selbst zu finden?
Man darf sich selbst als Mensch nicht vergessen. Jeder Mensch ist unterschiedlich und braucht unterschiedlich viel Freiraum. Ich würde von mir behaupten, dass ich nicht viel Zeit ohne meine Kinder brauche. Dennoch gibt es Momente, in denen ich morgens etwas für mich tue oder einfach in ein Buch eintauche. Diese Momente nehme ich mir und kommuniziere das auch offen: „Mama braucht jetzt mal ein paar Minuten oder eine halbe Stunde für sich.“ Daran ist nichts verwerflich. Unsere Kinder beschäftigen sich in dieser Zeit selbst, und das ist uns sehr wichtig. Mit unausgeglichenen Eltern tut man den Kindern keinen Gefallen. Klar, im Babyalter ist das schwer, aber darauf sollte man vorbereitet sein. Es ist nur eine Phase – mit einem Jahr zählen sie schon als Kleinkind.
Welche Tipps würdest du anderen Müttern geben, die Schwierigkeiten haben, Zeit für sich zu finden?
Einfach machen! Kinder wünschen sich doch genauso ihre Rituale. So wie abends gemeinsam eine Geschichte zu lesen, ist es genauso wichtig zu sagen: „So, jetzt ist erst mal Spielzeit für dich, Mama trinkt jetzt in Ruhe einen Kaffee.“ Solche kleinen Pausen sind Gold wert im Alltag und einfach einzuführen. Man muss sich eben genauso priorisieren – auch die Paarzeit am Abend zum Beispiel.
Wie hast du deine dritte Schwangerschaft im Vergleich zu den vorherigen erlebt?
Diese Schwangerschaft war sehr herausfordernd. Ich litt wieder an Hyperemesis gravidarum, diesmal noch stärker, mit Erbrechen bis fast zum Ende und Problemen mit der Symphyse. Mit mehreren Kindern erlebt man Schwangerschaften anders – sie vergehen schneller, aber ich empfand diesmal eine noch größere Wertschätzung. Mein Körper hat in fünf Jahren drei Menschen zur Welt gebracht, und ich bin dankbar dafür. Schwangerschaften verändern einen persönlich, und ich mag meine Version meiner selbst gerade sehr.
Was war das Schwierigste in den ersten Jahren als Mutter?
Für mich war es, den Druck von außen auszublenden. Ich war mit 21 noch relativ jung und wollte beweisen, dass ich trotzdem mit den „älteren Mamas“ mithalten kann. Ich wollte mich anpassen, aber das war ich einfach nicht. Perfektionismus loszulassen, war eine große Challenge.
Wie hast du es geschafft, dich selbst nach den Geburten wiederzufinden, auch als Frau und nicht nur als Mutter?
Man muss sein altes Ich loslassen. Viele Frauen fragen, wann sie wieder „die Alte“ werden. Die Antwort ist: Nie. Man ist nicht mehr so unabhängig und sorgenfrei, und gleichzeitig entwickelt man sich selbst weiter. Mama sein legt man nie ab – ab dem Tag der Geburt des ersten Kindes wird man neu geboren, genauso wie das Kind. Es ist wissenschaftlich belegt, dass das Gehirn der Frau sich verändert. Wer das akzeptiert, ist bereit, sich als Frau neu zu entdecken.
Was macht ihr gerne zusammen als Familie?
Ich kann das schwer an Beispielen festmachen, wir machen eigentlich immer alles zusammen. Wir sind wie eine Einheit und so fällt Alltägliches oftmals auch leichter. Man könnte den einfacheren Weg gehen und beispielsweise alleine einkaufen und der andere bleibt mit den Kindern zu Hause. Es würde Zeit und wahrscheinlich auch Nerven sparen, aber so sehen wir das nicht.
Welche Lektionen hast du bisher im Muttersein gelernt?
Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Auf sich selbst zu hören, ist entscheidend – besonders beim ersten Kind. Nur die Mutter spürt, was ihr Baby wirklich braucht.
Warum teilst du dein Leben online?
Ich möchte zeigen, dass Familienleben toll ist, jung Mama werden machbar ist und Authentizität wichtig ist. Nicht alles ist perfekt, und das zu teilen, hilft anderen Eltern, sich nicht allein zu fühlen.
Was hat dich inspiriert, ein Kinderbuch zu schreiben?
Mehrere Faktoren, aber meine Community spielt hier eine große Rolle. Ich habe begonnen, meine tiefsten Gefühle in meinen Bildunterschriften zu verfassen und zu teilen, und meine Follower meinten öfter: „Du müsstest mal ein Buch schreiben.“ Da dachte ich: „Gute Idee, ich liebe es zu schreiben!“ Es sollte aber nicht irgendein Kinderbuch werden, ich wollte, dass es ganz viel von mir enthält. Ich wollte, dass Kinder spielerisch etwas Sachliches lernen – zum Thema unseres Sonnensystems. Das Universum fasziniert mich einfach sehr. Es enthält auch ganz viele Botschaften für Persönlichkeitsentwicklung, die meine Community ihren Kindern ebenfalls mitgeben kann.
Gibt es neue Projekte oder Plattformen, die du künftig erkunden willst?
Ich bin erst mal sehr gespannt, wie mein Kinderbuch ankommt, und ich würde gerne noch weitere Kinderbücher schreiben. Ansonsten lebe ich einfach – das ist doch das Spannende … Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Sonst wäre es doch langweilig, oder?
Was wünschst du dir für dich, deine Familie und deine Community in den kommenden Jahren?
Ich wünsche mir Gesundheit für jeden Einzelnen. Jeder Wunsch wird sofort unwichtig, wenn man krank ist. Somit ist jeder Tag, an dem wir gesund in den Tag starten, ein Geschenk – was wir dann daraus machen, liegt ganz bei uns.
Das Interview führte Emma Howe