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Die Bedeutung von Biomarkern in der Brustkrebsbehandlung

Ditsch

Prof. Dr. med. Nina Ditsch
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Geschäftsführende Oberärztin und Leiterin des Brustzentrums an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Augsburg

Biomarker sind ein unverzichtbares Werkzeug in der modernen Krebsmedizin. Im Interview mit Prof. Dr. Nina Ditsch werfen wir einen Blick auf die Rolle von Biomarkern im Kampf gegen Brustkrebs und darauf, welche spezifischen Marker wichtig sind und wie diese die Therapie positiv beeinflussen können.

Liebe Frau Prof. Dr. Ditsch, beginnen wir mit einer grundlegenden Frage: Was genau sind Biomarker?

Biomarker sind messbare biologische Indikatoren, die Informationen über den Zustand eines Körpers oder spezifische Krankheitsprozesse liefern. Im Kontext von Krebserkrankungen, einschließlich Brustkrebs, ermöglichen Biomarker eine detaillierte Analyse der Tumoreigenschaften und liefern entscheidende Informationen für die Diagnostik, Prognose und Therapieplanung. Ein Biomarker kann entweder ein Molekül wie ein Protein oder eine genetische Veränderung, wie zum Beispiel eine Mutation in der DNA, unserer Erbsubstanz sein. Besonders wichtig sind sie für die Identifizierung von Zielstrukturen im Tumor, die für eine personalisierte Behandlung genutzt werden können. Ein Beispiel für einen Biomarker ist die BRCA-Mutation, eine genetische Veränderung, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erhöht und eine präventive, also vorbeugende, und therapeutische Bedeutung hat, da sie zur Entscheidung über risikoreduzierende chirurgische Maßnahmen oder die Wahl bestimmter medikamentöser Therapien führt. Insgesamt sind Biomarker ein unverzichtbares Werkzeug, um Therapien zu individualisieren und die Prognose von Krebspatienten zu verbessern.

Welche Biomarker spielen beim Mammakarzinom eine Rolle?

Beim Mammakarzinom gibt es eine Reihe von Biomarkern, die eine entscheidende Rolle bei der Diagnose, Prognose und Therapieplanung spielen. Zu den am häufigsten untersuchten Biomarkern gehören hormonelle Marker wie die Östrogen- und Progesteronrezeptoren, die auf der Oberfläche von Tumorzellen nachgewiesen werden. Wenn ein Tumor diese Rezeptoren exprimiert, spricht man von einem hormonempfindlichen Tumor, der auf hormonelle, also endokrine Therapien anspricht. Ein weiterer wichtiger Biomarker ist HER2, der bei etwa 20 Prozent der Brustkrebspatientinnen überexprimiert ist. Tumoren, die HER2-positiv sind, können durch spezifische Therapieansätze gezielt und sehr effizient behandelt werden. Ein weiteres wichtiges Kriterium für das Wachstum und die Proliferation von Tumorzellen ist der Marker Ki-67, der den Zellteilungsprozess widerspiegelt. Genexpressionsprofile bieten zusätzlich eine tiefere Einsicht in die biologischen Eigenschaften eines Tumors und erlauben eine genauere Prognose. Diese Tests helfen dabei, das Risiko eines Rückfalls besser einzuschätzen und die Notwendigkeit einer Chemotherapie zu bestimmen. Für die Metastasierung haben viele weitere Marker eine Bedeutung. Jüngst zugelassen sind zum Beispiel Medikamente, die bei Mutationen im ESR1-Gen wirken.

Gehen wir näher auf die ESR1-Mutation ein. Was genau ist das und wie wird sie bestimmt?

Die ESR1-Mutation ist eine Veränderung im Gen, das für den Östrogenrezeptor codiert, der eine wichtige Rolle im Wachstum von hormonempfindlichen Brusttumoren spielt. Eine Mutation im ESR1-Gen kann in Tumorzellen auftreten, insbesondere bei Patientinnen, die bereits eine endokrin-basierte Therapie erhalten haben. Diese Mutation verändert die Struktur des Östrogenrezeptors und führt dazu, dass er auf die endokrine Therapie nicht mehr empfindlich reagiert. Diese Veränderung ist besonders in fortgeschrittenen Krankheitsstadien und bei der Metastasierung von Bedeutung. Die Bestimmung der ESR1-Mutation erfolgt durch molekulargenetische Tests, die aus einer Blutprobe entnommen werden. Etwa 40 Prozent der Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom weisen diese Mutation im Blut auf, was sie zu einem wichtigen Marker für die Therapieplanung macht. In solchen Fällen sind gezielte Therapien eine wirksame Option, um die Krankheit weiter zu kontrollieren. Der Nachweis der ESR1-Mutation bietet somit eine wichtige Grundlage für die Wahl individuellerer Behandlungsstrategien und hilft dabei, unnötige Therapieversuche zu vermeiden.

Welche Vorteile bieten Biomarkertests für die Patientinnen?

Biomarkertests bieten viele Vorteile. Ein wesentlicher ist die Personalisierung der Therapie. Durch die Identifizierung spezifischer Biomarker kann die Behandlung genau auf die Patientin abgestimmt werden, was die Wirksamkeit erhöht. Bestimmte Biomarkertests können auch dabei helfen, das Risiko eines Rückfalls nach der Behandlung zu bestimmen und die Notwendigkeit einer zusätzlichen Chemotherapie einzuschätzen. Außerdem ermöglichen sie eine frühzeitige Erkennung von Behandlungsresistenzen, sodass die Therapie rechtzeitig angepasst werden kann. Insgesamt verbessern diese Tests die Lebensqualität und tragen dazu bei, die Überlebensrate zu erhöhen, indem sie die Wahl der besten Behandlungsstrategie ermöglichen.

Wie wichtig ist die Kommunikation mit den Patientinnen?

Kommunikation ist essenziell, wird aber oft zugunsten anderer medizinischer Maßnahmen vernachlässigt. In meiner Arbeit setze ich mich dafür ein, dass mehr Wert auf Gespräche gelegt wird, da sie nicht nur Ängste abbauen, sondern auch unnötige Untersuchungen wie Überdiagnostik vermeiden können. Besonders bei schwerwiegenden Diagnosen ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen. Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden der Patientinnen, sondern spart auch Kosten und trägt zur Verbesserung des Gesundheitssystems bei.

Autorin: Emma Howe

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