Die ganze Welt im Blick
Das Retinoblastom ist eine seltene Krebserkrankung des Auges. Es entsteht in der Netzhaut (Retina) und kommt fast ausschließlich im Kindesalter vor. Bei Julia wurde die Erkrankung diagnostiziert, als sie 5 Monate alt war. Ihre Mama Sabine erzählt Julias Geschichte.
Ich hatte immer einen Lieblingssong: Julia von Chris Rea. Schon als Teenager wusste ich, dass ich, sollte ich einmal Mama einer Tochter sein, sie Julia nennen würde. Das dieses Lied so sehr zu meiner Prinzessin passen würde, konnte ich natürlich nicht ahnen. Denn darin heißt es: „Eyes so bright, so big and wide … it‘s the face of an angel.“ (Anm. d. Red.: „Augen so hell, so groß und weit … es ist das Gesicht eines Engels.“)
Schon als Julia zur Welt kam, waren ihre Augen groß, strahlend und blau wie der Himmel. Neugierig blickte sie in die Welt. Das etwas nicht stimmte, fiel mir das erste Mal auf, als sie drei Monate alt war. Ihre linke Pupille verfärbte sich, sie hatte einen weißlich-gelben Film. Ich ging mit ihr zum Kinderarzt, doch der sah das nicht. Einige Wochen später kamen Rötungen hinzu und das Auge wurde dick. Diesmal ging ich zum Augenarzt. Dieser war sofort alarmiert und schickte mich ins Krankenhaus, mit einer spezialisierten Augenklinik. Ich bekam es mit der Angst zu tun und fragte den Augenarzt, was Julia denn habe. Er antwortete nur: „Krebs“. Mir riss es den Boden unter den Füßen weg. Krebs? Meine Julia sollte Krebs haben? Ich konnte es nicht glauben.
Die Diagnose Krebs ließ meine kleine heile Welt zusammenstürzen.
Noch am selben Tag fuhr ich in die Klinik. Bereits am kommenden Morgen wurde eine Augenspiegeluntersuchung in Narkose durchgeführt. Und danach hatte ich Gewissheit: Julia hatte ein Retinoblastom. Noch nie hatte ich davon gehört, dass es Krebs im Auge gibt und erst recht nicht bei Kindern. Die Ärzte vor Ort klärten mich geduldig auf und ich bekam psychologische Unterstützung. Die Diagnose Krebs ließ meine kleine heile Welt zusammenstürzen.
Heute ist Julia sieben Jahre alt. Fee und Rauke – meine Julia kann beides. Wer sie sieht, ist eingenommen von ihrem Wesen. Wen sie sieht, dem schenkt sie ein Lächeln. Sie hat die ganze Welt im Blick – mit einem Auge. Julia hat unglaublich viel Kraft. Das hat sie in den letzten Jahren bewiesen. Krankenhaus, Operation, Bestrahlung, Glasauge, Nachsorge. Fünf Jahre im Zeitraffer oder in fünf Worten.
Der Song „Julia“ ist immer noch mein Lieblingslied. Ich höre es auf mit meinem Engel zusammen. Darin heißt es auch: „Julia, which way will you go?“ (Anm. d. Red.: „Julia, welchen Weg gehst du?“)
Nach der Diagnose hatte ich oft Angst vor der Antwort. Heute weiß ich es. Julia zeigt es mir. Jeden Tag.