Brustkrebs

Brustkrebs: Biomarker und Testung

Prof. Dr. med. Diana Lüftner, Chefärztin an der Immanuel Klinik Märkische Schweiz und tätig in der Hochschulambulanz und im Onkologischem MVZ des Campus Rüdersdorf der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane.

Biomarker können bei der Behandlung von Brustkrebserkrankungen entscheidend sein. Durch ihre Bestimmung lässt sich vielfach beantworten, ob und wie sich für Patientinnen die Prognose sowie das Behandlungsergebnis mit zielgerichteten Therapien verbessern lässt.

Frau Professor Dr. Lüftner, welche Biomarker spielen beim Mammakarzinom eine Rolle?

Wir kennen mittlerweile eine Vielzahl prädikativer Marker, deren Nachweis entsprechende therapeutische Konsequenzen hat. Östrogenrezeptoren und Progesteronrezeptoren beispielsweise sind seit Jahrzehnten bekannt, sie zeigen eine Empfindlichkeit gegenüber einer antihormonellen Therapie an. Seit circa 25 Jahren kennt man HER2-Rezeptoren, das sind humane epidermale Wachstumsfaktor-rezeptoren. Sie gehen zwar einerseits mit einem ungünstigeren, aggressiveren Verlauf der Erkrankung einher und auch mit einem erhöhten Risiko für Metastasen, das Vorhandensein der Biomarker qualifiziert aber andererseits für den Einsatz entsprechender Antikörper. Zudem kennen wir heute Biomarker wie den Nachweis einer BRCA-Positivität, die eine Mutation von BRCA1 oder BRCA2 aufweisen, sowie eine Reihe anderer spezifischer Marker.

Eine prognostische Einschätzung erlauben einige Tests, bei denen verschiedene Gene abgefragt werden. Diese können für eine Einschätzung wichtig sein, wie hoch das Risiko von Fernmetastasen ist und ob man eine Chemotherapie machen sollte oder ob man gegebenenfalls darauf verzichten und mit der antihormonellen Therapie arbeiten kann. Andere Marker können aber auch erst zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt werden.

Wie findet man diese Biomarker?

Üblicherweise wird derzeit, bis auf wenige Ausnahmen, das direkte Material per Tumorbiopsie getestet, zum Beispiel bezüglich des Vorhandenseins von HER2. Das geschieht invasiv über eine Gewebeprobe, die ein Pathologe daraufhin untersucht, ob bestimmte Biomarker vorhanden sind oder nicht.

Gibt es neue Biomarker, die aktuell in den Fokus rücken?

Recht neu ist die sogenannte ESR1-Mutation, eine Mutation im Östrogenrezeptor. Diese Mutation kann man erst im Verlauf der Krankheitsgeschichte bestimmen, da sie erst im Erkrankungsverlauf entsteht. Sie befindet sich in der zirkulierenden Tumor-DNA.

Wird die Mutation vom ESR1-Marker anders bestimmt als bisher?

Der mutierte ESR1-Marker lässt sich im Blut nachweisen – nicht in einem einfachen Blutbild, aber in einer speziellen Untersuchung. Eine Biopsie, die Gewebeentnahme, ist wesentlich aufwendiger; sie ist für die Bestimmung dieses spezifischen Markers in vielen Fällen nicht nötig.

Welche Rolle spielt der Zeitpunkt bei der Bestimmung? Kann man Marker schon früh in der Diagnostik abfragen oder erst im Verlauf der Krebserkrankung?

Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, jeder Marker muss für sich betrachtet werden. Den mutierten ESR1-Rezeptor beispielsweise kann man erst im Laufe der Erkrankung abfragen, meistens, wenn eine Metastasierung eingetreten ist. Grundsätzlich wissen wir, dass eine Patientin, die einen Nachweis für eine ESR1-Mutation hat, in dieser metastasierten Situation schlechter auf die klassische antihormonelle Therapie anspricht. Gegebenenfalls kann man sie trotzdem medikamentös therapieren anstatt mit einer Chemotherapie.

Was bedeutet das für die Patientin mit ESR1-Mutation?

Zum einen ist eine Blutentnahme für die Patientin schonender als eine Tumorbiopsie. Auch gibt es aktuell einige Entwicklungen, die das Therapieergebnis der Patientinnen, bei denen der mutierte ESR1-Marker gefunden wurde, gegebenenfalls erheblich verbessern können.

Autor: Miriam Rauh

 

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