Wie gelingt ein schmerzfreies Leben? Die Ernährungsmedizinerin Petra Bracht, der Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht und der Starkoch Johann Lafer haben eine Lösung! Gemeinsam haben sie ein ganzheitliches Anti-Schmerz-Programm entwickelt, das mit wenig Aufwand, aber großer Wirkung den Körper entlastet und Schmerzen lindert.
Herr Lafer, was macht denn Ihr rechtes Knie?
Johann Lafer: Die Schmerzen sind weg. Ich kann wieder alles tun, was ich gerne mache – Wandern und Radfahren zum Beispiel. Das ist so viel mehr Lebensqualität, mit nichts aufzuwiegen.
Wie haben Sie es geschafft, trotz düsterer Vorhersagen Ihrer Ärzte, bis heute schmerzfrei zu bleiben?
Johann Lafer: Das Zusammenspiel aus Ernährung und gezielten Übungen hat mir geholfen, den Schmerz zu vertreiben. Ich esse jetzt vorwiegend pflanzlich, lasse vor allem fettes Fleisch und Milchprodukte weitestgehend weg. Es hat mich anfangs Überwindung gekostet, weil ich es anders gewohnt war; allerdings wusste ich aus Asien, wie schmackhaft eine pflanzenbasierte Ernährung sein kann. Dazu mache ich täglich meine Übungen, jeden Morgen ca. 15 Minuten. Wenn man bedenkt, wie sehr man davon profitiert, ist diese Zeit nicht der Rede wert. Natürlich kann es auch mal Ausnahmen geben, wenn man eine gute Routine aufgebaut hat, aber ich wäre ja blöd, wieder in alte Muster zurückzufallen.
Frau Bracht, Herr Liebscher-Bracht, Sie reden von einer „Schmerzfalle“, gegen die Ihre Übungen helfen. Was genau ist damit gemeint?
Roland Liebscher-Bracht: Die meisten Menschen denken, sie könnten nichts gegen chronische Schmerzen tun, sie nehmen Schmerzmittel, um den Alltag zu bewältigen. Viele trauen sich weniger zu und bewegen sich weniger, weil sie Angst haben, dass es schlimmer wird. Dabei verstärken sich die Schmerzen auch durch den Bewegungsmangel zusätzlich.
Petra Bracht: Wenn sie wüssten, dass sie mit gezielten Übungen und unterstützt von gezielter Ernährung aus dem Schmerz herauskommen, würden viel mehr es versuchen. Das ist unsere Botschaft: Man kommt in den meisten Fällen wieder aus dem Schmerz heraus!
War auch Herr Lafer in die Schmerzfalle getappt, als Sie ihn zum ersten Mal getroffen haben?
Roland Liebscher-Bracht: Ja, absolut. Er hatte schlimme Erfahrungen gemacht mit seiner ersten Knie-OP und war verzweifelt, als auch das zweite operiert werden sollte. Wir waren ihm empfohlen worden, aber er glaubte zunächst nicht so richtig, dass unsere Methode ihm helfen kann. In unserer Praxis gibt es eine Treppe, die ließ ich Johann (Lafer) vor und nach der ersten Behandlung gehen. Er spürte nach den Übungen direkt eine Verbesserung.
Petra Bracht: Wir schaffen es sehr schnell, mit unseren Übungen und der Behandlung positive Ergebnisse zu erzielen. Damit sie bleiben, ist Regelmäßigkeit wichtig.
Wie gelingt es Ihnen, so schnell mit den Übungen Effekte zu erzielen?
Roland Liebscher-Bracht: Es ist nicht die Arthrose, die Schmerzen bereitet – es sind Verspannungen. Diese mindern wir in der Behandlung; die Faszien spielen eine große Rolle.
Können Sie das ein bisschen erläutern?
Petra Bracht: Unsere Theorie zu Schmerzen ist, dass das Gehirn bei zu viel Spannung oder Druck mit Schmerz reagiert, um zu warnen: „Wenn du so weitermachst, geht etwas kaputt.“ Oft werden diese Zeichen ignoriert, was in der Regel zu Schäden führt.
Roland Liebscher-Bracht: Bewegungen, die Schmerz auslösen, möchte der Körper in dieser Situation vermeiden. Wenn man das versteht, ist der Schmerz zwar immer noch unangenehm, aber man kann etwas daran ändern, indem man bestimmte Übungen macht.
Was sind das für Übungen, was zeichnet sie aus?
Roland Liebscher-Bracht: Es geht viel um Dehnung – aber anders als viele es kennen. Wir stellen Winkel her, machen das, was zu kurz ist, länger, entspannen, was zu angespannt ist, und kräftigen die Muskeln, die zu schwach sind – alles in den zwei Minuten einer Übung. Das ist deutlich länger als üblich, denn die Faszien beginnen erst ab 30 Sekunden zu reagieren; deswegen dehnen wir mindestens zwei oder sogar zweieinhalb Minuten. Dieses Übungsprogramm gegen Schmerzen am ganzen Körper haben wir über 35 Jahre optimiert.
Kann man bei den Übungen auch etwas falsch machen?
Roland Liebscher-Bracht: Unmöglich. Das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass die Übungen zu wenig oder keinen Effekt haben. In den meisten Fällen werden Sie jedoch eine positive Wirkung spüren. Man muss auch nicht in der finalen Übungsposition anfangen, sondern kann sich herantasten – das „Hineinkommen“ in die Übung ist schon ein Teil des Wegs. Auch kann man erst mal mit wenigen Minuten starten und sich langsam steigern auf sieben oder – idealerweise – täglich 15 Minuten. Wer regelmäßig übt, wird jeden Tag ein Stückchen besser und beweglicher.
Die zweite wichtige Säule Ihres Ansatzes ist die Ernährung. Bereits in Ihrem Buch „Essen gegen Arthrose“ haben Sie viele köstliche Rezepte zusammengestellt – und Sie haben es mit Ihrem neuen Buch „Essen gegen Schmerzen“ wieder getan. Hat Sie der Erfolg des ersten Bandes überrascht?
Johann Lafer: Wenn man selbst von Schmerzen betroffen ist, wird einem erst bewusst, wie viele andere Menschen es auch sind – und auch, wie wenig andere Konzepte als „dauerhafte Schmerzmittel-einnahme“, „Kortison“ oder „Operation“ es gibt. Insofern war ich wenig überrascht, dass dieses Thema viele interessiert. Berührt hat mich der Erfolg dennoch, weil es ein sehr persönliches Buch ist, in dem ich meine Erfahrungen mit dem Schmerz und die Rezepte, die dagegen helfen, teile.
Wie schon im ersten Buch sind die Rezepte vegan. Wäre eine vegetarische Ernährung nicht zum Einstieg leichter?
Petra Bracht: Nur mit einer veganen Ernährung lassen sich die Entzündungsstoffe im Körper und damit Schmerzen reduzieren. Die Heilungsprozesse für den Körper sind bei vollwertiger pflanzlicher Ernährung enorm. Man muss allerdings längerfristig denken, etwa sechs Wochen dauert es, bis Sie wirkungsvolle Effekte sehen.
Verraten Sie uns Ihr Lieblingsrezept im neuen Buch?
Roland Liebscher-Bracht: Ich habe viel mehr als eins! Ehrlich gesagt, finde ich alle sehr lecker.
Petra Bracht: Lebensmittel sind mein Fachgebiet, die Rezepte habe ich zusammen mit Herrn Lafer erarbeitet. Alle Rezepte spiegeln auch meine Lieblingsgerichte wider.
Johann Lafer: Ich liebe beim Essen die Abwechslung, deswegen koche ich ganz verschiedene Rezepte regelmäßig nach. Aktuell mag ich den pikanten Kaiserschmarrn besonders gerne.
An wen richtet sich Ihr Buch?
Roland Liebscher-Bracht: Im Gegensatz zum ersten Buch geht es in „Essen gegen Schmerzen“ nicht nur um Arthrose, sondern um Schmerzen aller Gelenke und der Wirbelsäule. Es ist für alle, die effektiv etwas gegen ihre Schmerzen am ganzen Körper unternehmen möchten.
Johann Lafer: Und an Genießer und Menschen mit wenig Zeit, für viele der Rezepte braucht man nur 15 oder 20 Minuten. Wenn ich meine Ernährung umstellen und mir Zeit für die Übungen nehmen kann, können Sie es auch!
Buchtipp: Essen gegen Schmerzen
Schmerzen kommen selten aus dem Nichts. In den meisten Fällen sind sie die Folgen einer schleichenden Entwicklung, die ihren Anfang in zu wenig oder zu einseitiger Bewegung hat. Dadurch verspannen die Muskeln, die Faszien verfilzen, der Knorpel wird überlastet – bis es irgendwann so schlimm ist, dass sich der Körper nicht mehr anders zu helfen weiß, als durch Schmerzen „um Hilfe zu rufen“. Dieser ohnehin gesundheitsgefährdende Vorgang kann durch ungünstige Ernährung verschärft werden, denn Lebensmittel haben sehr viel mehr Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit als vermutet.
Schmerzen von Kopf bis Fuß lindern mit dem Expertenteam Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht und veganen Genussrezepten von Spitzenkoch Johann Lafer.
Nach ihrem Bestseller „Essen gegen Arthrose“ haben die Ernährungsmedizinerin Petra Bracht, der Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht und der Sternekoch Johann Lafer ein weiteres Buch herausgebracht – „Essen gegen Schmerzen“. Das ganzheit-
liche Anti-Schmerz-Programm entlastet den Körper und lindert Schmerzen.
90 raffinierte pflanzenbasierte Rezepte mit wertvollen Proteinen, gesunden Fettsäuren und vielen Ballaststoffen unterstützen den Körper bei der Heilung. Kombiniert mit sieben effektvollen Bewegungsübungen für alle großen Bereiche wie Kopf, Bauch, Rücken und Beine, können Schmerzen sofort aufgelöst und dauerhaft besiegt werden. Für mehr Beweglichkeit bis ins hohe Alter.
ISBN-10: 3833890797
ISBN-13: 978-3-8338-9079-6
GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Rezeptidee: Pikanter Kaiserschmarrn
Zutaten für 2 Personen:
200 g Möhren, 100 ml Gemüsebrühe,
1 Stange Lauch, 6 EL Rapsöl, 150 g Dinkelmehl, 2 TL Backpulver, 1 TL Natron, Salz, Cayennepfeffer, 150 ml Pflanzendrink (z. B. Soja-, Mandel-, Hafer-, Reis-, Cashew- oder Kokosdrink), 1 TL Apfelessig, 80 g gemischter Salat, 1 EL Quittengelee, 2 EL Apfelessig, 1 TL Senf, 4 EL Leinöl, Salz, Pfeffer
Zubereitung:
1. Möhren schälen, in dünne Scheiben schneiden, mit der Brühe in einen Topf geben. Bei mittlerer Hitze ca. 12 Min. zugedeckt weich dünsten. Anschließend mit dem Pürierstab fein mixen und das Püree abkühlen lassen.
2. Inzwischen den Lauch putzen, waschen und in feine Ringe schneiden, 1 EL Öl in einer Pfanne erhitzen und den Lauch ca. 2 Min. darin anschwitzen.
3. Mehl, Backpulver, Natron sowie je 1 Prise Salz und Cayennepfeffer in einer Schüssel vermischen. Pürierte Möhren, Pflanzendrink, 2 EL Öl sowie Apfelessig dazugeben und alles kurz zu einem homogenen Teig verrühren.
4. Das verbliebene Öl in einer beschichteten Pfanne erhitzen. Den Teig in die Pfanne gießen und gleichmäßig mit einem Löffel verteilen. Den angeschwitzten Lauch daraufstreuen und den Pfannkuchen bei mittlerer Hitze ausbacken, bis die Unterseite leicht gebräunt ist und fest wird. Den Pfannkuchen mit einem Pfannenwender vierteln, die Stücke vorsichtig umdrehen und ebenfalls goldbraun ausbacken. Anschließend die Teigviertel in grobe Stücke teilen und wiederholt vorsichtig wenden.
5. Während der Schmarrn backt, den Salat waschen, trocken schleudern und ggf. etwas zerzupfen. Quittengelee, Apfelessig und Senf verquirlen. Das Leinöl untermischen und das Dressing mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Salat mit dem Dressing anmachen und mit dem Schmarrn auf Tellern anrichten.
Weitere leckere und gesunde Rezepte finden Sie im Buch „Essen gegen Schmerzen“
Autor: Miriam Rauh
Fotos: Markus Basler