Seltene Erkrankungen

„Mein größter Wunsch ist es, meine Kinder aufwachsen zu sehen“

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Becki ist alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern. Im März 2022 bekommt sie die Diagnose blastische plasmazytoide dendritische Zellneoplasie (BPDCN) – eine sehr seltene und meist aggressiv verlaufende hämatologische Neoplasie. Im Interview spricht sie über ihren Kampf gegen den Krebs und verrät ihre größten Wünsche für die Zukunft.

Haben Sie vorher gemerkt, dass etwas nicht stimmt?

Bereits im Oktober 2021 hatte ich einen komischen blauen Fleck auf dem Rücken, doch ich dachte mir da noch nichts dabei. Im Januar 2022 bemerkte ich dann weitere blaue Flecken und es wurden immer mehr. Als Hitzewallungen, Nachtschweiß und Angstzustände hinzukamen, begann ich mir Sorgen zu machen und ging zu meinem Hausarzt.

Konnte der Ihnen helfen?

Er konnte weder mit den beschriebenen Symptomen noch mit den blauen Flecken etwas anfangen. Doch er schickte mich zu einer Biopsie beim Hautarzt. Zum Glück bekam ich recht schnell einen Termin. Und nachdem diese im Labor ausgewertet worden war, bekam ich die Diagnose BPDCN.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Ich war schockiert. Ich hatte vermutet, dass ich ein Hautlymphom habe. Als ich hörte, es ist BPDCN, ein sehr seltener Blutkrebs, war ich am Boden zerstört, und die Angst zu sterben war allgegenwärtig. Weltweit gibt es weniger als 1.500 Fälle pro Jahr. Zudem tritt es vorrangig bei älteren Männern auf. Ich frage mich immer wieder: Warum hat es ausgerechnet mich erwischt?

Hatten Sie vorher schon einmal von BPDCN gehört?

Nein, noch nie. Auch der Hautarzt, der die Biopsie gemacht hatte, kannte das nicht. Mein Hausarzt kannte über drei Ecken jemanden, der jemanden kannte, der auch BPDCN hatte.

Was hat Ihnen geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Da ich wusste, dass ich Krebs hatte, bevor es diagnostiziert wurde, konnte ich den Krebs an sich akzeptieren. Dass es BPDCN war, machte mich schon fassungslos, da die Chancen, es zu überleben, nicht die besten sind. Doch ich bin eine Kämpferin und habe auch während der schlimmsten Momente nie meine positive Einstellung zum Leben verloren. Das hat mir während der gesamten Reise sehr geholfen. Und natürlich sind da noch meine wunderbaren Kinder. Schon für sie war die Option, einfach aufzugeben, nicht möglich.

Wie ging es dann weiter?

Ich habe mich über den Krebs und die Behandlung informiert. Es gibt nur wenige Behandlungsmöglichkeiten für BPDCN. Ich musste mich zusätzlichen Tests wie einer Knochenmarkbiopsie, einem Herzscan und Lungentests unterziehen, um das Ausmaß der Erkrankung und meine Eignung für eine Behandlung zu beurteilen.

Welche Therapien haben Sie erhalten?

Ich unterzog mich einer stationären Immuntherapie und einem 6,5-wöchigen Krankenhausaufenthalt mit Chemotherapie. Zudem erhielt ich auch eine intrathekale Chemotherapie, die direkt in die Rückenmarksflüssigkeit injiziert wurde, um zu verhindern, dass der Krebs mein Gehirn erreicht. Nachdem es mir besser ging, unterzog ich mich einer Stammzelltransplantation, für die meine Schwester meine Spenderin war. Ich danke ihr nach wie vor jeden Tag dafür – sie ist meine Heldin. Ich verbrachte von Mai bis Oktober etwa 3,5 Monate im Krankenhaus und zudem viel Zeit auf der Tagesstation. Ich habe am 21. Oktober 2022 nach einer anstrengenden Reise eine Remission erreicht. Heute nehme ich täglich viele Tabletten ein, muss aber nur für
wöchentliche Untersuchungen ins Krankenhaus gehen. Dadurch habe ich endlich wieder Zeit für meine Kinder.

Wie geht es Ihnen heute und was ist Ihr größter Wunsch?

Heute bin ich krebsfrei und hoffe, dass dies ganz lange so bleibt. Ich erhole mich langsam, aber gut von all den Ereignissen der letzten Monate. Ich hatte gerade eine Knochenmarkbiopsie, die bestätigte, dass die Transplantation ein Erfolg war. Ich muss immer noch sehr vorsichtig mit Menschen umgehen, wie zu Covid-Zeiten, um zu versuchen, Krankheiten zu vermeiden. Ich ermüde sehr schnell, bekomme Übelkeit und bin in den Wechseljahren. Aber ich bin relativ gesund und werde immer stärker. Mein Wunsch ist es, anderen Krebskämpfern Mut zu machen, sie darin zu bestärken, niemals aufzugeben. Und mein größter Wunsch ist es, lange genug da zu sein, um meine Kinder aufwachsen zu sehen.

Foto: privat
Das Interview führte Leonie Zell

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