Seltene ErkrankungenSponsored

Neue Hoffnung für BPDCN-Patienten

Dr. med. Daniel Schöndube Chefarzt Klinik für Hämatologie und Leiter Zentrum für Hämatologische Neoplasien im Helios Klinikum Bad Saarow

Die blastische plasmazytoide dendritische Zellneoplasie (BPDCN) ist eine sehr seltene und meist aggressiv verlaufende hämatologische Neoplasie. Im letzten Jahr hat Dr. Daniel Schöndube zwei Patienten mit BPDCN behandelt. Bei der Seltenheit der Erkrankung sind das viele.

Welche Beschwerden macht BPDCN bei den Betroffenen?

Zu Beginn der Erkrankung haben die Patienten wenig Beschwerden. In der Regel treten Hautverfärbungen oder -knoten zuerst auf. Diese Hautmanifestationen breiten sich häufig über den Rumpf oder auch auf die Arme oder den Kopf aus. Im weiteren Verlauf kommen dann allgemeine Krankheitserscheinungen hinzu. Die Patienten gehen mit Schwäche oder anderen Symptomen zum Arzt, der dann weitere Untersuchungen vornimmt.

Warum dauert es häufig recht lange, bis BPDCN erkannt wird?

Die initiale Hautmanifestation wird oft nicht als schwerwiegend wahrgenommen, erst bei Zunahme der Hautbeteiligung oder aber bei Hinzutreten anderer Symptome erfolgt der Gang zum Arzt und eine weitere Diagnostik. Abgeschlagenheit, Knochenschmerzen, aber auch Fieber deuten dann bereits auf eine Beteiligung anderer Organe hin. Hierbei ist vor allem die Knochenmarkinfiltration zu nennen, welche zu Blutarmut oder Infektionen aufgrund der Verdrängung der normalen Blutbildung führt. Auch Manifestationen im zentralen Nervensystem sind schwerwiegend und müssen möglichst früh diagnostiziert und behandelt werden. Je mehr Organe beteiligt sind, umso belastender und auch gefährlicher ist die Therapie für die Patienten. Der Verlauf ist individuell jedoch sehr unterschiedlich.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose der Erkrankung erfolgt in der Regel an Hautproben, aber auch an Proben des Knochenmarks oder anderer beteiligter Organe. Der Pathologe wird mithilfe von Oberflächenmarkern, die sich auf den Zellen befinden, versuchen, die Erkrankung näher einzuordnen. Diese Oberflächenmarker – in der Regel mit CD (Cluster of Differentiation) und einer Nummer bezeichnet – sind membrangebundene Eiweiße, die sich in einem bestimmten Muster auf all unseren Zellen finden. Bei bösartigen Erkrankungen ändern sich diese Oberflächenmerkmale und eine bestimmte Kombination dieser Marker erlaubt es, Erkrankungen eindeutig zuzuordnen. Die Diagnose einer BPDCN kann anhand der Kombination der Marker CD123, CD4, CD56 und des Fehlens anderer Marker gestellt werden.

Was passiert nach der Diagnosestellung?

In der Regel erfolgt die stationäre Aufnahme in einem Zentrum für Hämatologische Neoplasien, verbunden mit einer umfangreichen Diagnostik, um die genaue Krankheitsausbreitung zu bestimmen. Dies beinhaltet bildgebende Verfahren, wie Computertomografie oder Magnetresonanztomografie, aber auch Knochenmarkpunktion und die Untersuchung des Hirnwassers. Bei dieser seltenen Erkrankung sind Leitlinien, in Deutschland die der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, sehr hilfreich.1
Relativ schnell sollte die Suche nach einem Knochenmark- oder Stammzellspender eingeleitet werden, um die Erkrankung nach einer initialen Therapie auch langfristig mithilfe eines neuen Immunsystems kontrollieren zu können.

Wie wurden Betroffene bisher therapiert?

Die Klassifikation der Erkrankung erfolgt erst seit 2016 unter dem Namen BPDCN, vorher erfolgte die Einordnung unter verschiedenen anderen Namen. Aufgrund der Überlappung mit anderen, damals besser charakterisierten Erkrankungen, orientierte man sich an der Therapie von Blutkrebserkrankungen, wie zum Beispiel der akuten lymphatischen Leukämie. Diese Therapien waren sehr intensiv, bedeuteten oft einen langen Krankenhausaufenthalt und viele Komplikationen. Trotz initial guter Erfolge rezidivierte die Erkrankung schnell und das Überleben der Patienten war sehr begrenzt.  Die allogene Stammzelltransplantation, als Therapieoption für ausgewählte Patienten, verbesserte die Therapieerfolge, viele Patienten erreichten diesen Therapieschritt jedoch nicht.

Welche neuen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Hier handelt es sich um sogenannte zielgerichtete Therapien. Nach der Infusion bindet das spezifische Medikament in der Regel direkt an die bösartigen Zellen, diese nehmen das Molekül auf und schädigen die Zellen, sodass diese sterben. In der Therapie der Erkrankung ist dies eine wichtige Therapieoption, insbesondere neben der allogenen Stamzelltransplantation. Die bekannten Nebenwirkungen klassischer Chemotherapie treten nicht auf. Aufgrund des spezifischen Wirkmechanismus werden Schäden an anderen Zellen und Organen möglichst vermieden. Das Ziel ist, dass eine höhere Zahl von Patienten ein gutes Ansprechen erreichen und eine allogene Stamzelltransplantation erhalten können. Diese ist weiterhin eine intensive und nebenwirkungsreiche Therapie, allerdings wird die Therapie- und Krankheitskontrolle besser. Kann eine allogene Stammzelltransplantation nicht erfolgen, so kann die anfängliche zielgerichtete Therapie weitergeführt werden. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung müssen wir natürlich insgesamt die Langzeitergebnisse der Studien abwarten, um die ermutigenden Ergebnisse besser einordnen zu können. Auch erreichen nicht alle Patienten eine dauerhafte Krankheitskontrolle, sodass eine Entwicklung anderer spezifischer Therapien notwendig erscheint.

Was bedeutet das für die Lebensqualität der Patienten?

Bei Diagnosestellung haben die meisten Patienten deutliche Beschwerden. Aufgrund des guten Ansprechens der zielgerichteten Therapie sistieren diese meist relativ schnell und schreiten nicht weiter voran, es treten weniger therapiebedingte Komplikationen auf. Die Therapie kann im Verlauf in kurzen Krankenhausaufenthalten oder sogar ambulant verabreicht werden. Die weitere Lebensqualität hängt dann maßgeblich vom Ergebnis und den Nebenwirkungen der allogenen Stammzelltransplantation ab.

1Onkopedia, Blastische plasmazytoide dendritische Zellneoplasie (BPDCN), Januar 2022

Das Interview führte Emma Howe
Mit freundlicher Unterstützung von Stemline Therapeutics


 

 

Becki spricht im Interview über Ihren Kampf gegen BPDCN.

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