Krebs

„Jeder geht mit Brustkrebs anders um – auch ich“

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Die Diagnose „Brustkrebs“ ist für jede Betroffene ein Schock. Allein in Deutschland sind es jährlich über 65.000 Frauen, die diese Diagnose erhalten. Das sind 65.000 verschiedene Schicksale. 65.000 Mal Leiden und Verzweifeln aber auch Hoffen und neuen Mut schöpfen. Denise Jorda hat die Diagnose vor zwei Jahren erhalten. Über ihren Kampf schreibt sie hier:

Auffällige Hautveränderungen

Zuerst war da nur eine Verhärtung auf der Brustwarze, über die ich mir keine keine großen Gedanken machte, bis plötzlich Blut kam. Vielleicht sollte ich jetzt doch einmal zum Arzt gehen. Ich war damals 52 Jahre alt und ging schließlich zum Frauenarzt, der der Hautveränderung auf der Brust allerdings keine große Bedeutung beimaß. Da mich das aber doch verunsicherte, konsultierte ich einen weiteren Gynäkologen, der schließlich eine Probe nahm. Der Befund ergab keinen Verdacht auf Bösartigkeit, was mich sehr beruhigte, dennoch wurde mir geraten, die Verhärtung entfernen zu lassen. Das war im Herbst 2020.

Diagnose Brustkrebs

Ein paar Monate später, im Februar 2021 ging ich zur routinemäßigen Brustkrebsvorsorge. Es wurde sowohl eine Mammographie als auch ein Ultraschall der Brust gemacht. Auch hier gab es keinen Befund. Doch auch die Ärztin riet mir, die Verhärtung entfernen zu lassen. Also entschied ich mich, die Verhärtung entfernen zu lassen. Aufgrund von Corona bekam ich erst Wochen später einen Termin. Der Eingriff erfolgte ambulant im Mai. Der Schock: Die Untersuchung des Gewebes ergab einen auffälligen Befund. Bereits drei Tage später  erfolgte eine weitere ambulante Operation. Von dort wurde ich zur Uniklinik überwiesen. Dort wurde eine weitere Mammographie durchgeführt. Diese brachte keine Anhaltspunkte für weitere Tumore. Eine nachfolgende Ultraschalluntersuchung zeigte in meinem Brustgewebe allerdings einen auffälligen Bereich, eine Biospie folgte. Das Ergebnis traf mich wie ein Schlag: Brustkrebs. Mir war, als verlor ich den Boden unten den Füßen und als mir die Ärzte dann noch rieten die Brust entfernen zu lassen, fiel ich in ein noch tieferes Loch. Doch natürlich wollte ich leben, also stimmte ich der Brustamputation zu.

Die Welt geriet ins Wanken. Draußen war Deutschland im Fußballfieber und für mich begann der Kampf.

Der 15. Juni ist mir ganz stark im Gedächtnis geblieben. An dem Tag kam die Niederlage für Deutschland gegen Frankreich und ich habe meine ganz persönliche Niederlage erlebt: Ich habe meine Brust verloren.

Die Normalität gab mir Halt

Nach der Operation wurde das Gewebe untersucht und dies ergab, dass sich keine weiteren Tumore in der Brust befunden hatten. Da auch die Lymphknoten nicht befallen waren, brauchte ich keine Chemo. Bestrahlungen mussten trotzdem gemacht werden. Vier Wochen nach der Amputation ging es los. Tagsüber arbeitete ich als Buchhalterin, abends fuhr ich  zur Bestrahlung. Ich kam an die Grenzen meiner Belastbarkeit, aber die Arbeit hat mich auch abgelenkt. Die Normalität hat mir Halt gegeben. Halt habe ich auch bei meinen Freunden und vor allem bei meinem Mann gefunden. Er hat mich immer wieder aufgebaut und mir auch gezeigt, dass er mich attraktiv findet. Das war mir sehr wichtig, denn ein Leben mit nur einer Brust erfordert Stärke.

Anfangs hatte ich keinen Gedanken an einen Wiederaufbau meiner Brust verschwendet. Aber dann kam der Tag, an dem ich zufällig in der Bademodenabteilung eines Kaufhauses vorbeikam und mich fragte, warum diese schönen Sachen nichts mehr für mich sein sollen.

Ich informierte mich über die verschiedenen Möglichkeiten und kam zu dem Schluss, dass nur ein Aufbau mit Eigengewebe für mich in Frage kommen würde. Anfang dieses Jahres erfolgte die Wiederherstellung meiner Brust. Die Operation verlief gut mit einem mehr als zufriedenstellenden Ergebnis. Jetzt fühle ich mich endlich wieder als Frau.

Diesen Sommer habe ich sehr genossen. Ich habe mir in der Bademodenabteilung des Kaufhauses, in dem ich erstmals über einen Brustaufbau nachgedacht habe, einen neuen Bikini gekauft. Ich war endlich wieder am Strand, habe dort Yoga gemacht und abends ein Sommerkleid mit tiefem Ausschnitt getragen, das erzeugte ein gutes Gefühl. Ich bin glücklich und auch die Angst vor einem Rückfall nimmt immer mehr ab. Jeder geht mit der Diagnose Brustkrebs anders um – auch ich.

Denise Jordan hat ihre Brustkrebserkrankung überwunden und kann wieder glücklich sein.

Dieser Beitrag  wurde von Denise Jorda geschrieben.

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